Archivgut Nachlass

Martha T. NL 67

Februar 1908 bis Juni 1978

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Februar 1908 bis Juni 1978
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Dresden, Sahlis bei Leipzig und andere Orte in Deutschland; Hartford Long Island, New York City und andere Orte in Connecticut, Florida, New York und Orlando in den USA</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 1 Geschenkbuch mit autobiografischen Aufzeichnungen (41 Seiten), 1 Poesiealbum; Korrespondenz (v.a. Familienkorrespondenz, Korrespondenz mit Arbeitgeberinnen, Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Korrespondenz aus der Emigration): ca. 800 Schreiben; 20 amtliche Dokumente; ca. 300 Fotografien (tw. in 2 Fotoalben); Weiteres: mehrere hundert Briefmarken, ca. 400 Kunstpostkarten/Postkarten, 1 Taschenuhr, Banknoten, Lebensmittelmarken bzw. Bezugsscheine in Mappen, ca. 30 Bücher und Broschüren, Gegenstände u.a.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Martha T.; geb. 1888 in Sahlis bei Leipzig in Deutschland, gest. 1977 in New York in den USA

Übergeber: Peter O. (Enkel der Dienstgeberin von Martha T.), 2004-2008



1909 ging die 21-jährige Martha T. von Dresden aus in die USA, um dort eine Stelle als Dienstmädchen anzunehmen. Sie folgte damit dem Beispiel ihrer Freundin Frieda H. (geb. E.), die bereits einige Zeit zuvor nach New York gekommen war. Zu Martha T.s Geburtstag im November 1913 verfasste Frieda H. einen Text, in dem sie die aus ihrer Sicht relevanten Stationen im bisherigen Lebensweg der Freundin zusammengefasst. Der Text ist in Reimen in ein kleinstformatiges, in Leder gebundenes Büchlein mit Goldschnitt eingeschrieben. Aus den Schilderungen geht u.a. hervor, dass die beiden jungen Emigrantinnen ihren Aufenthalt in den USA (vorerst) nur für kurze Zeit geplant hatten. 1911 waren beide wieder nach Deutschland zurückgekehrt, sie gingen aber bereits nach einigen Monaten wieder nach New York, wo Martha T. (u.a.) schließlich bis zu ihrem Tod 1977 lebte. Als weitere Information ist im Text von Frieda H. der Hinweis enthalten, dass eine gescheiterte Liebesbeziehung den Ausschlag für Martha T.s Emigration gegeben haben dürfte.

Von diesem Mann mit Namen Bruno S. sind im Nachlass 23 zwischen Februar und August 1908 verfasste Liebesbriefe vorhanden. Diese Briefe hatte Martha T. liebevoll mit Zierbändern verschnürt aufbewahrt. Beigelegt waren diesem Paket auch ihre eigene und eine geschmückte Fotografie des Freundes. Neben den Briefen ist ein Poesiealbum das einzige Dokument, das aus Martha T.s Zeit in Deutschland erhalten ist. Die 88 Einträge in dem Poesiealbum wurden im langen Zeitraum von Juli 1902 bis Jänner 1922 verfasst, zahlreiche davon stammen von Martha T.s erster Überfahrt in die USA. Das Buch zeigt große Abnützungen und enthält eine Reihe von Einlagen, darunter Briefe aus den 1980er-Jahren.

In New York arbeitete Martha T. zunächst als Dienstmädchen bei verschiedenen Familien. 1912 nahm sie eine Stelle als Köchin bei Cecile B. an, in deren Familie sie schließlich über mehrere Jahrzehnte beschäftigt war. Im Laufe der Zeit erweiterten sich Martha T.s Aufgabenbereiche; so war sie während der 1930er-Jahre auch verantwortlich für die Erziehung der Enkelkinder ihrer Arbeitgeberin.

Neben den genannten Liebesbriefen beinhaltet der Nachlass mehr als 800 Korrespondenzstücke aus sieben Jahrzehnten, wobei hier v.a. die an Martha T. in der Emigration adressierten Schreiben erhalten sind. Sie hielt zeitlebens Briefkontakt zu ihrer Familie in Europa, was durch mehr als 400 Schreiben (Dezember 1913 bis März 1976) dokumentiert wird. Durch diese Briefe war sie über alle Ereignisse innerhalb der Familie im (später geteilten) Deutschland gut informiert. Dabei hat Martha T. einige ihrer Briefpartnerinnen und Briefpartner persönlich nie kennen gelernt. Jedenfalls aber wurden mehrere Personen in Europa wiederholt finanziell von ihr unterstützt. Martha T.s Korrespondenz mit ihren Arbeitgeberinnen Mrs. Blumgart und Cecile B. liegt im Umfang von 315 Schreiben (August 1913 bis Juli 1977) vor. Diese Briefe geben einen Eindruck von ihrem engen Verhältnis zu den Dienstgeberinnen und deren Familien, die sowohl persönliche als auch geschäftliche Verbindungen zu Deutschland, Italien und Österreich hatten.

Ihre Korrespondenzen hat Martha T. nach unterschiedlichen, teilweise nicht nachvollziehbaren Ordnungssystemen aufbewahrt. Es liegen z.B. mehrere geschnürte Dokumentenbündel vor, verschiedene Schriftstücke wurden auch in Handtaschen oder Etuis aufbewahrt.

Seit den 1940er-Jahren führte Martha T. eine Beziehung mit dem chinesischen Emigranten Wong M., der zeitweise ebenfalls bei Cecile B. als Dienstbote beschäftigt gewesen war. Den vorliegenden Quellen ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob die beiden auch verheiratet waren. Aus ihrer gemeinsamen Korrespondenz sind 39 Schreiben (Oktober 1930 bis August 1960) vorhanden. Daneben sind knapp 70 Schreiben von verschiedenen Absenderinnen und Absendern an Wong M. sowie einzelne amtliche Dokumente von ihm archiviert.

Unter den amtlichen Dokumenten von Martha T. befindet sich u.a. die im Juli 1918 ausgestellte „Registrations Card of Alien Female“, die Einbürgerungsurkunde in den USA von Mai 1935 und ein im Juni 1935 ausgestellter US-amerikanischer Reisepass. Die amtlichen Schriftstücke und auch Teile der persönlichen Dokumente von Martha T. sind in englischer Sprache verfasst.

Der Fotobestand umfasst mehrere hundert Fotografien aus dem Zeitraum von ca. 1900 bis in die 1970er-Jahre, die lose und zum Teil in zwei Fotoalben erhalten wurden. Es sind Portraitaufnehmen von Verwandten, von Angehörigen der Familien der Arbeitgeberinnen sowie von Freundinnen und Freunden. Auf zahlreichen der Bilder ist Martha T. selbst abgebildet.

Weitere Teile von Martha T.s umfangreicher Hinterlassenschaft sind eine Sammlung von über 200 in Alben eingeheftete und ca. 200 loser, zum größten Teil unbeschriebene und undatierte Kunst/Postkarten, eine (nicht geordnete) Sammlung von mehreren hundert Briefmarken, ein umfassendes Konvolut von Rechnungen, Steuer- und Bankunterlagen und schließlich verschiedene Gegenstände wie eine Taschenuhr, Banknoten, Lebensmittelmarken bzw. Bezugsscheine in Mappen sowie ca. 30 Bücher und Broschüren.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
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Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
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Öffnungszeiten
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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