Archivgut Nachlass

Dr.in Hermine B. NL 226

1929/1930 bis Februar 2007

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1929/1930 bis Februar 2007
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Heiligenblut und Villach in Kärnten, Aggsbach, Mauer, Pressbaum, Waidhofen an der Ybbs und Wolfpassing in Niederösterreich, Linz in Oberösterreich, Hallein, Radstädter Tauern und Salzburg-Stadt in Salzburg, Gesäuse und andere Orte in der Steiermark, Innsbruck und Karwendelgebiet in Tirol, Wien; Aussig, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Magdeburg und Wismar in Deutschland; Nice (Nizza) und Strasbourg (Straßburg) in Frankreich; Lido di Venezia, Sanremo und Venezia (Venedig) in Italien; Makarska in Kroatien (Jugoslawien); Rotterdam in den Niederlanden; Göteborg, Helsingborg und Uppsala in Schweden; Pfäfers in der Schweiz; Beograd (Belgrad) in Serbien; Playa del Inglés auf Gran Canaria in Spanien; Kroměříž (Kromeriz, Kremsier) und Praha (Prag) in Tschechien; verschiedene Orte in Bulgarien, Großbritannien, Tunesien, den USA u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Jugendtagebücher, Frauentagebücher, Tourenbücher, Notizhefte): 340 Bände; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz): 68 Schreiben; 3 amtliche Dokumente; 85 Fotografien (in Kopie); Weiteres: Lose Dokumente</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Dr.in Hermine B.; 1929-2007, geb. und gest. in Wien

Übergeberin: Brigitte R. (Schwester von Dr.in Hermine B.), 2012 und 2015



Dr.in Hermine B. war Wienerin. Ihre Eltern Johanna B. (geb. R., geb. 1905) und Anton Brandner (geb. 1904) arbeiteten beide in der psychiatrischen Krankenpflege im Otto-Wagner-Spital am Steinhof/B. Höhe, wo der Familie auch eine Dienstwohnung zur Verfügung stand. Hermine B. besuchte ein Gymnasium in Wien, 1944 hielt sie sich für mehrere Monate im K.L.V. (Kinderlandverschickung)-Lager 88
„Sanatorium Werner“ in Waidhofen an der Ybbs auf. Aus dieser Zeit sind 64 Korrespondenzstücke erhalten, die sie mit ihren Eltern, Großeltern, zwei Freundinnen und eine Lehrerin in Wien gewechselt hat. Thema ist dabei u.a. auch die Geburt der jüngeren Schwester Brigitte.

Von 1947 bis 1953 studierte Hermine B. Medizin an der Universität Wien, den Beruf übte sie im Wiener Hanuschkrankenhaus, im Franz-Josef-Spital in Wien-Favoriten und in der Otto-Wagner-Klinik am Steinhof bzw. der B. Höhe aus. (Berufliche) Auslandsaufenthalte absolvierte sie u.a. in den USA und in der Schweiz.

Neben einer Auswahl von 85 Fotografien aus der Zeit von 1929/1930 bis Februar 2007 (in Kopie) und zwei amtlichen Schreiben aus der NS-Zeit sind noch einzelne Korrespondenzstücke aus 1948 (Urlaub auf der Felseralm), 1951 (Farmulierung in Beograd/Belgrad, Urlaub in Markaska) und 1959 (Diskussion mit einem ORF-Redakteur über Film-Besetzungen) sowie weitere lose Dokumente erhalten.

Den größten Teil des Nachlass machen Hermine B.s Tagebuchaufzeichnungen aus, die sie zwischen Februar 1946 und April 2005 in insgesamt 340 einzelnen Heften geführt hat. Als junge Frau hat sie ihre Aufzeichnungen während Ferien u.a. durch Stempeln von Bergstationen in den Alpen erweitert. Weiters sind Farmulierung 1951 nach Beograd (Belgrad) in Jugoslawien, Urlaub in Markaska, 1952 nach Deutschland und Schweden, 1961 nach Bulgarien oder 1969 an den Lido dokumentiert, die sie in organisierten Gruppen von Studierenden-Vertretungen und auch alleine per Auto-Stopp gemacht hat. In den 1950er Jahren finden sich in den als Tagebücher verwendeten Schulheften oder vorgedruckten Werbekalender auch Auflistungen von Theater- und Kinobesuchen oder der gelesenen Literatur.

Ab den 1970er-Jahren hat Hermine B. für ihre Aufzeichnungen kleinformatige Notizhefte verwendet. Diese sind alle voll beschrieben, wobei sich die darin dokumentierten Zeiträume öfter überschneiden, d.h. es wurden Hefte teilweise parallel geführt bzw. die Hefte hatten zuvor andere Funktionen, etwa für fachliche Notizen. Entsprechend ihrer Angaben in einem Brief von 1977 an ihren Neffen hat Hermine B. die Tagebücher „ab den 1960er Jahren im Stil der Freien Assoziation als eine Art Fortsetzung der Lehranalyse geführt – ohne Unterdrückungen, ohne Rücksicht auf eines Andern Augen, sogar schwer leserlich und – als Mischung von Vokabeln aller Länder mit Hochdeutsch und Ottakringerisch, wie der Einzelfall kam – nicht leicht lesbar.“ In dem Brief schilderte Hermine Brandner weiters ihren Plan, „eine ‚lesbare‘ Autobiographie zu schreiben, (…) Während ich dies schreibe, ist nichts davon verwirklicht. Es hätte kein „halbautobiographischer Roman“ werden sollen (…) Wenn schon, dann streng „wie’s gewesen ist“ bzw. wie man’s erlebt hat – ohne die Retuschen dort wo Phantasie und Leben nicht zusammenpassen wollen.“

Die Einträge sind größtenteils mit Bleistift geschrieben. Sie beginnen regelmäßig mit Angaben zum Datum, der Uhrzeit und Zeitzone, manchmal dem Ort, später auch dem Wetter und der Temperatur, sind zumeist mit Bleistift verfasst und entsprechend detailliert ausgeführt. Dabei mischen sich Passagen über Erlebnisse, das eigene Befinden und das Zeitgeschehen: „19. IV. 1955, Di, Wien. Letzten Freitag, den 15. IV. 1955, als ich mit Luce Dienst hatte, kam unter Flaggenschmuck und Jubelspalier die österreichische Mininsterdelegation von Moskau zurück, und jetzt kriegen wir vielleicht doch den Staatsvertrag, Besatzungsabzug etc. Und helvetioiden Neutralitätsstatut.“ „2. XII.63, 15.30, (…) Heute, nach 10 Tagen ist er [John F. Kennedy] so tot wie Mozart oder Alexander von Makedonien. Ein rundes Bild in der Geschichte.“ „28.8.2002: (…) Puls -> ‚nicht gut‘ außer wie jetzt im Liegen. Israelis beschießen Gaza; in Johannesburg Klimakonferenz“.

Häufig sind auch Notizen über Konferenzen erhalten, Zeitpläne, Adressen oder Wegbeschreibungen, selten Einlagen wie lose Korrespondenzstücke oder eine Kassenzettel von Jänner 2002 mit der rückseitigen Notiz „Allererste in € gezahlte Rechnung“. Der Bau des eigenen Wohnhauses in der Plankenmaistraße in 1220 ist ebenso dokumentiert wie Urlaubsfahrten und persönliche Kontakte.

Regelmäßig nahm Hermine B. auch auf ihr eigenes Schreiben Bezug: Im Jahr 2000 nannte sie es „‘Geistiges Zähneputzen‘ in diesen Hefteln“, deren Anschaffung auch immer wieder kommentiert wird: „Dies Heftel – für Kinder und mit Kalender 1996… - hat nur Ö Sch. 2,- gekostet; 5er Packung 10,-“ (1998). Die Deckblätter sind ab den späteren Jahrzehnten zumeist mit dem darin behandelten Zeitraum beschriftet, aufbewahrt waren die Aufzeichnungen grob nach Jahreszahlen gebündelt in drei beschrifteten Kartons. Der am spätesten datierte (vorliegende) Eintrag am 26. April 2005 endet mit dem Hinweis: „1946=vor 59 Jahren solche ‚Tagebuchhefterl‘ begonnen…“

Die Deckblätter sind ab den späteren Jahrzehnten zumeist mit dem darin behandelten Zeitraum beschriftet, aufbewahrt waren die Aufzeichnungen grob nach Jahreszahlen gebündelt in drei beschrifteten Kartons. Diese Ordnung hat Brigitte R., die Schwester und Nachlassgeberin, erst nach dem Tod der Schreiberin erstellt.</p>
Anmerkung:
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