Archivgut Vorlass

Dr.in Hertha B. NL 41 II

Februar 1934 bis November 1981

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Februar 1934 bis November 1981
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Wien; Leipzig in Deutschland; Tel Aviv in Israel; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: Moskva (Moskau) in der Sowjetunion, Krumau (Český Krumlov) in Tschechien (im "Gau Oberösterreich/Oberdonau") u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Jugendtagebuch, Frauentagebuch, während dem 2. Weltkrieg geführtes Tagebuch): 1 Band (in Kopie); Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Kriegsgefangenenpost aus dem 2. Weltkrieg, Familienkorrespondenz, Korrespondenz aus der Emigration): 140 Schreiben; 142 Fotografien (teilweise in 1 Album, teilweise in Kopie); Weiteres: Straßenbahnausweis mit Etui</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Dr.in Hertha B.; 1922-2015, geb. und gest. in Wien

Schreiber: Hanns K.; persönliche Daten unbekannt

Schreiber: Hanan (Heinrich) M.s; geb. 1912 in Wien, gest. 1982 in Tel Aviv in Israel

Übergeberin: Dr.in Hertha B., 2001-2010



Dr.in Hertha B. ist in Wien aufgewachsen. Die Mutter Anna B. (geb. S., 1890-1972) war gelernte Schneiderin, der Vater Johann B. (geb. 1885) war Dreher und Konstrukteur. Die Familie war sozialdemokratisch.

Im Februar 1934 begann Hertha B. ihr Tagebuch, das sie bis August 1947 kontinuierlich führte und auch voll beschrieben hat. Der erste Eintrag ist ein Bericht des damals 12-jährigen Mädchens über die politischen Ereignisse und Kampfhandlungen 1934 in Wien. Im Weiteren beschriebt sie v.a. ihren Alltag als Schülerin, Erlebnisse auf Schulsportwochen und während der Ferien. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden chronikhaft auch wieder politische Geschehnisse thematisiert. Ab 1938 sind einzelne Textpassagen in stenografischer Schrift verfasst.

Hertha B. legte die Matura 1939 an einem Wiener Gymnasium ab. Da ihre Großmutter Jüdin war (was nach den Erzählungen von Hertha B. in der Familie zuvor niemals angesprochen worden war), wurde ihr die Zulassung zu einem Universitätsstudium verwehrt. Sie besuchte stattdessen einen Handelsschulkurs, 1944 leistete sie den Reichsarbeitsdienst (RAD) im Büro einer Wiener Maschinenfabrik ab. Das Studium der Romanistik und Germanistik an der Universität Wien absolvierte Hertha B. in der Nachkriegszeit.

Ihre Korrespondenz mit Hanns (Johann) K. von Jänner 1945 bis Mai 1949 ist von Hertha B. mit Zierbändern geschnürt aufbewahrt und übergeben worden. Hanns K. hatte sein Medizinstudium kriegsbedingt unterbrochen, Hertha B. lernte ihn 1944 kennen, als er in einem Wiener Militärlazarett arbeitete. Nachdem er wieder zum Fronteinsatz einberufen worden war, begannen die beiden eine intensive, zwischen Jänner bis März 1945 fast täglich geführte Feldpostkorrespondenz, die im Umfang von 47 von Hanns K. verfassten Schreiben erhalten ist. Darin dokumentierte er einerseits seinen Kriegsalltag als Sanitäter, andererseits sind es Liebesbriefe an die Verlobte. Von Frühling 1945 bis Mai 1949 befand sich Hanns K. in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Aus dieser Zeit sind 38 zwischen Februar 1946 und Mai 1949 verfasste Schreiben vorhanden, einer der Briefe ist an die Eltern von Hertha B. adressiert. Eine Bestätigung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs über die sowjetische Kriegsgefangenschaft Hanns K.s ist mit November 1945 datiert.

Von Jänner 1964 bis November 1981 liegen 54 Schreiben vor, die Hertha B. von ihrem Cousin Hanan (Heinrich) M.s aus Tel Aviv erhalten hat. Der Architekt hatte Österreich aufgrund der politischen Situation 1935 bereits vor dem Holocaust verlassen und sich in der Emigration in Israel im Bereich Städtebau etabliert. Anlässlich einer Ausstellung zu diesem Thema im Wiener Palais Liechtenstein trafen er und seine jüngere Cousine sich nach 30-jähriger Trennung zufällig wieder.

Der Fotografiebestand beinhaltet ein Album mit 126 Bildern und 12 Fotopostkarten aus der Nachkriegszeit, die meisten der nicht datierten Motive sind Ausflüge, Wanderungen, Urlaubsfahrten mit dem Motorrad von Hertha B. und Hanns K. Daneben liegen zwei Fotografien mit Schulkolleginnen aus 1932, zwei Porträtfotografien von Hertha B. aus den 1940er-Jahren (in Kopie) sowie einen Straßenbahnausweis mit der Fotografie von Hanns K. vor.



Umfangreiche Nachträge zum Vor- und dann Nachlass von Dr.in Hertha B. sind in Bearbeitung. Der Großteil davon sind Fotoalben mit Aufnahmen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Autobiografische Aufzeichnungen von Dr.in Hertha B. sind Teil des Bestandes der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen. </p>
Anmerkung:
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Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Benutzung der Bestände erfolgt nach vorangegangener Terminvereinbarung und Vorlage des Forschungsvorhabens.
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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