Archivgut Vorlass

Dr.in Gertrude F. NL 182

um 1900 bis 1976

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: um 1900 bis 1976
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Türnitz und Waidhofen in Niederösterreich, Hinterstoder in Oberösterreich und Zell am See in Salzburg, Mitterndorf in der Steiermark, Wien; Melbourne in Australien; verschiedene Orte in Dänemark; Donauwörth und Wuppertal-Ronsdorf in Deutschland; verschiedene Orte in Jugoslawien; Roma (Rom) in Italien; Přimda (Pfraumberg) in Tschechien; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: Salzburg-Stadt in Salzburg, unbestimmbare Orte an der "Ostfront" u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum, 1 Kochbuch, 1 Kalender; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg): 229 Schreiben; 9 amtliche und geschäftliche Dokumente; Dokument zur Berufslaufbahn: 1 Arbeitsbestätigung; autobiografische Aufzeichnungen: Text (2 Fassungen, insgesamt 4 Seiten); 25 Fotografien; Weiteres: 23 Bezugsscheine bzw. Lebensmittelmarken, 1 Gedicht, 15 Briefmarken und Bildchen, 6 Handarbeitsstücke, 2 Broschüren, 2 Einladungen u.a.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Dr.in Gertrude F. (geb. K.), 1928-2017, geb. und gest. in Wien

Übergeberin: Dr.in Gertrude F., 2011



Dr.in Gertrude F. (geb. K.) wuchs im neu errichteten Gemeindebau Reumannhof in Wien V. als einzige Tochter von Hilda K. (geb. H.) und Robert K. (geb. um 1896) auf, ihr Vater war im Auktionshaus Dorotheum angestellt. 1952 bezog die Familie ein selbst gebautes Einfamilienhaus am Hütteldorfer Stadtrand. Gertrude F. promovierte als Juristin und arbeitete mehrere Jahre ebenfalls im Dorotheum in Wien und in Salzburg, bis sie 1960 mit ihrem ehemaligen Schulkollegen Dipl.Ing. Walter F. eine Familie gründete und ihren Beruf aufgab. Das Paar und ihre drei Kinder lebten ihrerseits im Reumannhof und nach dem Tod der Eltern in deren Haus.

Der schriftliche Vorlass von Gertrude F. enthält einzelne Dokumente ihres Vaters Robert K. aus dem Ersten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit, darunter zwei „Offene Befehle“, ein Liebesgedicht (Typoskritp), eine Schusterrechnung, eine Sammlung von 20 Bezugscheinen für Lebensmittel und Haushaltswaren für verschiedene Mitglieder seiner Familie sowie drei Antragskarten für eine Emigration an die American Relief Administration. Aus 1919 ist weiters Robert Kleins Mitgliedskarte des „Zentralverband für Auswanderung Intellektueller“ vorhanden.

Robert Kleins Mutter Rosa K. war als jugendliche Hausangestellte vom ebenfalls jugendlichen Sohn des Hauses schwanger geworden. Die Familie des Vaters ihres Kindes unterstützte beide finanziell, u.a. kam sie für die Gymnasialbildung von Robert K. auf. 1938 wurde er aufgrund der rassistischen NS-Doktrin aus dem Dorotheum entlassen. Nach den Erzählungen seiner Tochter war in der Familie niemals zuvor darüber gesprochen worden, dass sein Vater, mit dem er keinerlei Kontakt hatte, jüdisch war. Robert und Hilda K. wurden dienstverpflichtet, Hilda K. arbeitete u.a. in der Lampenschirmerzeugung. Der Vater von Robert K. und seine Ehefrau wurden im Holocaust ermordet. Ihre um 1920 geboren zwei Töchter gelang die Flucht nach Großbritannien. Beide wussten wiederum nichts von ihrem älteren Halbbruder, der Kontakt kam erst Ende des 20. Jahrhunderts über das familienbiografische Interesse des Sohnes von Gertrude F. zu Stande.

Der Korrespondenzbestand von Gertrude F. liegt im Umfang von 225 jeweils an sie adressiert Schreiben vor. 60 Schreiben der Eltern K. an die Tochter von März 1941 bis August 1958 wurden zum Großteil (52 Schreiben) von der Mutter verfasst („viele viele Bussi von Deiner Mutti“), der Vater hat meistens mitunterschrieben („viele Bussi Dein Papa“).

Die Feldpostkorrespondenz mit Rudolf (genannt Dolferl) Ortner (April 1942 bis Juni 1944) besteht aus 90 Briefen, die der junge Soldat aus Salzburg und von verschiedenen Orten an der Ostfront an Gertrude F. geschrieben hat. Rudolf Ortner kam aus Linz, der Briefkontakt war über die Schule von Gertrude F. organisiert worden, die beiden haben sich einmal in Wien getroffen. Rudolf Ortner wurde als Soldat getötet.

Aus der Kriegs- und Nachkriegszeit sind weitere 61 Schreiben von Freundinnen und Bekannten an Gertrude K. bzw. an ihre Familie erhalten, u.a. 11 Schreiben von Margarethe (genannt Hasi) E. (Juli 1943 bis August 1950), 12 Schreiben von Erika S. (August 1944 bis September 1945), 6 Schreiben von Inge R. (Jänner 1952 bis Dezember 1956) aus Melbourne oder 9 Schreiben von Gerd T., einer Urlaubsbekanntschaft aus Wuppertal in Deutschland (Oktober 1955 bis April 1956) („zum Schluß ein langer Kuß Gerd“).

Ihr späterer Ehemann, der Techniker Walter (genannt Fidi) F., von dem drei Briefe von 1955 und 1956 vorliegen, gehörte zur Clique von Gertrude F., die sich durch das Freizeitengagement von Lehrerinnen und Lehrer während der Gymnasiums-Zeit gebildet hatte. Ihrem Bericht zufolge wurden innerhalb dieser Gruppe 7 Ehen geschlossen, 8 Frauen sind noch immer zu regelmäßigen Treffen verabredet.

Aus den späten 1940er Jahren ist ein handgeschriebenes „Kochbuch für Frau Dr K.“ (96 Seiten) vorhanden, das Anna F., die Wirtschafterin der Großtante von Gertrude F., für sie zusammengestellt hat. Eingelegt sind ein Zeitungsausschnitt mit weiteren Rezepten sowie ein Brief von Anna F. von November 1941, der ebenfalls Rezepte enthält. Die Broschüre „Für die Hausfrau. Ueber 200 praktische Ratschläge“ ist nicht datiert, das Buch „Pfleg‘ dich Schön. Taschenbuch der Schönheitspflege“ von 1953 trägt eine Widmung von Freundin Hasi.

Weitere Dokumente sind u.a. eine Abonnement-Karte des Burgtheaters (1949 und 1950), eine Bestätigung des Wiener Dorotheums über Gertrude Kleins Dienstverhältnis (September 1953), Unterlagen einer Wiener Fahrschule für sie und ihren Verlobten (1953 und 1954), zwei Ball-Einladungen (1953 und 1958), die Menükarte aus einem Speisewagen sowie ein Schülerkalender von 1947/48, den der Sohn von Gertrude F. 1975/76 datiert, aber nicht weiterverwendet hat. Schließlich sind noch einzelne Handarbeitsgegenstände vorhanden, die u.a von Gertrude F. und ihrer Tochter im Handarbeitsunterricht angefertigt wurden.

Ihre Erinnerungen an die Zeit von 1945 bis 1955 hat Gertrude F. anlässlich eines Schulprojekts ihres Enkels in dem zweiseitigen autobiografischen Text „Kurzer Bericht aus den Nachkriegsjahren aus meiner Sicht“ zusammengefasst.

Die 25 übergebenen Fotografien sind hauptsächlich Porträtaufnahmen von Frauen, etwa der Schwiegermutter von Gertrude F., sowie Schnappschüsse, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Die meisten Bilder stammen aus verschiedenen Verlassenschaften aus Gertrude F. Umfeld und können keinen Personen zugeordnet werden.

Aus dem Nachlass von Rosa K., einer Jugendfreundin von Gertrude F., ist ihr Poesiealbum (Weihnachten 1930 bis Februar 1952) erhalten. Der darin enthaltene Eintrag von “Gerti K.“ ist mit 8. Jänner 1947 datiert.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
Gesamten Bestand von Sammlung Frauennachlässe anzeigen

Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Benutzung der Bestände erfolgt nach vorangegangener Terminvereinbarung und Vorlage des Forschungsvorhabens.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.

Ähnliche Einträge