Archivgut Nachlass

Elisabeth S. NL 261 IV

September 1902 bis Oktober 1954

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: September 1902 bis Oktober 1954
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Villach in Kärnten, Pressbaum in Niederösterreich, Linz in Oberösterreich, Frohnleiten in der Steiermark; Kairo und andere Orte in Ägypten; Levico, Venezia (Venedig) und andere Orte in Italien; Rijeka (Fiume) und Pula (Pola/Polei) in Kroatien</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, amtliche Korrespondenz, Korrespondenz aus der Emigration): ca. 180 Schreiben; 31 Fotografien; Weiteres: Zeichnung, Schachteln aus Ägypten u.a. für Bonboniere</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Elisabeth S. (Sr. Seraphine v. Ib. G.); geb. 1901 in Pula in Kroatien, gest. 1977 in Linz

Übergeberin: Agnes R. (Patentochter von Elisabeth S.), 2019



Elisabeth S. war die älteste der drei Töchter von Pia S. (geb. Freiin von der K., 1872-1960) und Karl S. (1862-1938). Die aus Deutschland gebürtige Mutter war vor der Heirat als Hofdame einer österreichischen Erzherzogin tätig gewesen. Der aus Celje (Cilli) gebürtige Vater wurde als Offizierl bei der Marine in den Adelsstand erhoben. 1917 wurde er Vizeadmiral.

Die Familie lebte in Fiume (Rijeka) und Pola (Pula) an der Adria in entsprechend gut situierten Verhältnissen. Ab 1913 besuchte Elisabeth S. das Sacre Coeur in Pressbaum in Niederösterreich. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden ihre Mutter und die Schwestern aus Pola evakuiert. Sie kamen nach Frohnleiten in der Steiermark. Aus Elisabeth S.s Kindheit sind einzelne Zeichnungen aus 1915 erhalten.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs ließ sich die Familie S. in Marienberg in St. Magdalena bei Linz nieder, wo Elisabeth S.s mittlere Schwester Maria Anna (geb. 1903) 1922 (vermutlich) an TBC starb. Sie selbst ging in diesem Jahr nach Kairo. Bis 1924 betreute sie hier als deutschsprachige Gouvernante die drei Kinder Gamil, Marie und Lela einer christlich gläubigen Familie.

Der Großteil von Elisabeth S.s Nachlass setzt sich aus ca. 160 Briefen zusammen, die sie während dieser Zeit an ihre Eltern geschrieben hat. Darin schildete die junge Frau ausführlich ihre Eindrücke: "Diese Ufer!!! Etwas so malerisches gibt es überhaupt nicht wieder. Mir gefällt überhaupt der Orient viel besser, Europa ist dagegen entsetzlich langweilig." (24. Oktober 1922), schrieb über das Wetter, von den Dienstgeber/innen, von Bekanntschaften, Festen, Wallfahrten und Urlauben. Sie schilderte ihren Tagesablauf und die Organisation des Haushaltes "Ja Mami, was verstehst Du von arabischen Dienstboten? Der Koch kommt um 10 und geht um 2, und kommt am Abend für 2 Stunden und damit basta!". Sie formulierte Einschätzungen ihrer Betreuungsarbeit und ihrer aktuellen Situation: "Hätte ich persönliche Freiheit, könnte ich Besuche machen oder ausgehen, so könnte ich mir einen Ausweg finden, wäre nicht so einsam und hätte nicht das Bedürfnis mich ihrer Gesellschaft anzuschließen. Aber ich bin eben nie frei". Auch die politische Lage des Landes und aktuelle Ereignisse wurden festgehalten: "An Unruhen in Ägypten glaube ich nicht, die Engländer halten die Regierung fest im Zaum […]" (14. Februar 1923). Die Briefe waren in einer Papierschachtel, die mit Aufklebern von Hieroglyphen und der ägyptischen Göttin Isis gestaltet wurde, aufbewahrt worden. Eine Bonboniere-Schachtel des Cafes J. Groppi in Kairo ist der Korrespondenz beigelegt.

Elisabeth S.s Poesiealbum enthält Einträge von 1919 bis 1924, die teilweise ebenfalls in Kairo geschrieben wurde. Ein Spruch ist auf Arabisch verfasst, die Verzierungen sind größtenteils gezeichnet.

In einer braunen Lederhülle sind 8 Portraitfotografien aus den 1900er- und 1920er-Jahren aufbewahrt, von denen fünf Elisabeth S. in Ägypten sowie als Klosterschwester zeigen: 1928 war sie in das Karmel-Kloster in Linz eingetreten, wo sie ab nun unter dem Namen Schwester Seraphine vom lb. Gott lebte. Später wurde sie hier Priorin.

Von 1928 bis 1950 sind 23 Korrespondenzstücke erhalten, die Elisabeth S./Schwester Seraphine von unterschiedlichen Absender/innen erhalten hat. 15 davon hat der Theologe Karl A. (1876-1966) zwischen 1945 und 1954 verfasst. In einem Brief aus 1950 schilderte sie ihrem Pater Superior die Situation des Klosters Karmel in Linz während des Zweiten Weltkriegs. Dazu sind auch Entwürfe von zerstörten Glasfenstern vorhanden. Diesen Schreiben sind 23 Fotografien beigelegt, die u.a. Elisabeth S., andere Ordensfrauen und das Interieur eines Klosters in den 1950er-Jahren zeigen.

1963 verließ Elisabeth S. den Orden. Sie lebte nun in Marienberg gemeinsam mit ihrer Schwester Erika S., die später auch ihre Pflege übernahm.</p>
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