Archivgut Nachlass

Marie Louise S. NL 287 I

Frühjahr 1945

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Frühjahr 1945
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Berlin, Niederstätten, Sonderhofen und Würzburg in Deutschland; Kleinskal (Malá Skála), Pilsen (Plzeň) und Praha (Prag) in Tschechien u.a.; </p>
<p><b>Quellentypen: </b>autobiografische Aufzeichnung: 1 Text (6 Seiten) (in Kopie)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Marie Louise (von) S. (geb. von M.); 1904-2003, Geburts- und Todesort unbekannt

Übergeber: Gregor M. (Neffe), 2018



Marie Louise S. (geb. von M.) war seit 1927 mit dem Diplomaten Rudolf S. (1897-1942) verheiratet. Bis 1929 lebte das Paar in Istanbul und Ankara in der T
ürkei, in den 1930er-Jahren in Kattowitz (Katowice/Katowicy) und Warschau (Warszawa) in Polen, ab 1939 schließlich in Berlin. Die beiden Töchter Sylvia und Elisabeth S. wurden 1930 und 1934 geboren. 1942 wurde Rudolf S. nach einer Anklage wegen Hochverrats gegen das nationalsozialistische Regime hingerichtet. Marie Louise S. wurde bis zum Tod des Ehemannes ebenfalls im Berliner Frauengefängnis festgehalten. Im Frühjahr 1945 lebte sie mit ihren Töchtern und der Familie ihres Bruders auf einem Gutshof in Kleinskal (Malá Skála) in Tschechien.

Auf sechs maschinenschriftlichen Seiten (in Kopie) hat Marie Louise S. ausführlich das Kriegsende in Kleinskal sowie ihre Flucht mit den Kindern und einer Nichte nach Niederstätten in Baden-Württemberg in Deutschland beschrieben: „Die Treckwagen standen zur Abfahrt bereit, meine 31 Koffer waren fertig gepackt. Mühsam hatten wir alle Papiere bereit gemacht (…) Soweit wäre alles bereit gewesen zur Flucht. Aber man wollte noch abwarten, erfand tausend Ausreden, damit man noch nicht das geliebte Haus, den Hof, das ganze Gut verlassen musste.“ Detailliert schildert sie den Weg über Prag (Praha), Pilsen (Plze
ň), W
ürzburg und Sonderhofen nach Niederstätten, die verschiedenen Unterkünfte von Bahnhöfen, „Ausländer-Camps“ bis Gasthäusern sowie die Netzwerke, durch die die Ausreise möglich wurde: „Meine letzten Reisevorbereitungen werden konfus., mein Herz bockt merklich, die glühende Hitze tagsüber war unerträglich. (…) Die wenigen Stunden bis zur Abreise bringen keinen Schlaf mehr. Wir warten vergeblich vor der Haustür auf das Erscheinen von Herrn H. Die Uhr rückt bedenklich weiter. Die Strassen sind zum Glück menschenleer und beleuchtet, denn es ist erst 4 Uhr Früh.“ Der anonymisiert erwähnte „Herr H.“ war ein Begleiter aus der Schweiz.

Der autobiografischen Erzählung geht ein kurzes Personenverzeichnis voraus, in dem die genannten Familienmitglieder ausgewiesen werden. An den Text anschließend finden sich handschriftlich weitere Wohnorte von Marie Louise S. bis ins Jahr 1951 notiert. </p>
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