Archivgut Nachlass

Helga R. NL 234 II

April 1944 bis Dezember 1947

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: April 1944 bis Dezember 1947
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Wien; Brno (Brünn) in Tschechien (Tschechoslowakei) u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Frauentagebuch): 4 Bände; Korrespondenz (Paarkorrespondenz): 1 Schreiben; 15 amtliche Dokumente und geschäftliche Dokumente</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Dkfm. Helga R. (geb. J.); geb. 1925 in Brünn (Brno) in Tschechien, gest. 2015 in Wien

Übergeberin: Monika R. und Eva Maria R. (Töchter von Helga R.), 2016



Helga R. (geb. J.) wurde 1925 in Brünn (Brno) geboren. Ihre Eltern waren Lehrer/innen. Sie trennten sich 1934, blieben aber immer im Kontakt. Helga R. hatte bereits während des 2. Weltkriegs in Wien Welthandel studiert. Zu der Zeit lebte sie bei der Familie ihrer Tante Marie P. und Onkel Robert P.. Hier hat sie miterlebt, wie die Gestapo in die Wohnung der Familie durchsuchte, Onkel Robert P. war jüdisch, die die sogenannte "Mischehe" aber vor lebensbedrohlicher Verfolgung geschützt.

Helga R. war im Rahmen des Kriegshilfsdienstes bei Ernteeinsätzen und einem Fabriksarbeitseinsatz eingesetzt und absolvierte dann eine Rotkreuzschwestern-Ausbildung dann in einem Lazarett (Büro). Durch ihre sehr guten Tschechisch-Kenntnisse konnte sie ihre Mutter beim Korrigieren von Schulaufgaben unterstützten. Hinweise dazu finden sich auch in den Tagebüchern. Diese Sprachkenntnisse haben beiden Frauen schließlich auf ihrer Flucht sehr geholfen. Während dem Kriegsende befand sich Helga R. gemeinsam mit ihrer Mutter zur Erholung am Land. Sie wurden interniert, im Laufe des Früh-S.s 1945 kamen sie schließlich im Rahmen des so genannten "Brünner Todesmarsches" nach Wien, wo sie wiederum bei den Geschwistern der Mutter unterkommen konnten.

Helga R. schloss ihr Studium 1946 ab. Zur selben Zeit lernte sie Dr. Kurt R. kennen. er war Jurist und wie sie selbst auch Diplomkaufmann, später war er als Rechtsanwalt tätig. Das Paar heiratete 1947, der Familienerzählung nach, um die Aufweisung von Helga J. zu verhindern. Ihre zwei Töchter Monika und Eva Maria wurden 1949 und 1955 geboren.

Neben einzelnen amtlichen Dokumenten, die auch ihr Studium und ihre Eheschließung belegen, hat Helga R. 4 Tagebücher hinterlassen. Der früheste Band (April bis Dezember 1944) liegt als MS-Abschrift geheftet vor. Die zwei von Jänner bis Juni 1945 und Juli 1945 bis Oktober 1946 geführten Bände sind in hartgebundene A5-Bücher oder Schulhefte eingetragen, wobei vorne jeweils Seiten herausgeschnitten und hinten eine halbe Seite eingeklebt sind. Das von November 1946 bis 31. Dezember 1947 geführte Buch ist nicht voll beschrieben. Es enthält einzelne Einlagen, darunter einen ausführlichen Eintrag von Silvester 1944. Das Ende der Einträge wird kommentiert mir "Fortsetzung im Kalender 1948", der aber nicht erhalten ist. Die Tagebücher geben u.a. einen Einblick in die Lebens- und Ernährungssituation in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es werden Strategien und Handlungsspielräume sichtbar, die Helga und Kurt R. zur Lebensmittelversorgung verfolgten bzw. die ihnen offenstanden. Gleichzeitig dokumentieren die Aufzeichnungen auch den Umgang mit der unmittelbaren Vergangenheit, etwa in Bezug auf die politische Haltung von Kurt R. während der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Der Nachlass von Helga R. enthält des weiteren Korrespondenzen, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter Helene R. geführt hat. (Diese sind im Nachlass der Mutter SFN NL 234 I gelistet.)



2018 wurden umfangreichen Nachreichungen übergeben. Darunter finden sich u.a. Kalender, ein Album voll mit Propagandamarken aus dem 1. Weltkrieg, zahlreiche Fotografien (z.T. in Alben), amtliche Dokumente, Lebensmittelmarken bzw. Bezugscheine, Korrespondenzen, die Uniform von Helga R. als Rot-Kreuz-Schwester und Druckwerke (u.a. Reiseführer).



Tagebücher und persönliche Quellen von Robert Adam P., dem Onkel von Helga R., sind in der Österreichischen Nationalbibliothek archiviert.</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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