Buch Monografie

Die Tochter des Bürgermeisters : Die Rebellion einer jungen Frau im 16. Jahrhundert

Verfasst von: Ozment, Steven
Reinbek: Rowohlt Taschenbuch , 1999 , 329 S.

Weitere Informationen

Einrichtung: FrauenGenderBibliothek Saar | Saarbrücken
Signatur: GE-236
Verfasst von: Ozment, Steven
Jahr: 1999
ISBN: 3499607042
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Es ist 1523, Anna Büschler fünfundzwanzig Jahre alt, unverheiratet und eine anerkannte Schönheit von extravagantem Auftreten. Noch lebt sie bei ihrem Vater, einem durch Wein- und Immobilienhandel reich gewordenen Ratsherrn, der mehrmals Bürgermeister der freien Reichsstadt Schwäbisch Hall war. Sie bestiehlt und hintergeht ihn mit ihren heimlichen Liebschaften. Als er dahinterkommt und sie aus seinem Haus wirft, verklagt sie ihn vor Gericht auf die Zahlung von Unterhalt. Der Kampf gegen ihren Vater und später gegen ihre Geschwister wird sie den Rest ihres Lebens beschäftigen. Sie wird ihn nicht gewinnen, aber sie hält ihn durch. Nur deshalb ist ihre Geschichte in ihren und ihrer Liebhaber Briefe, in einer beträchtlichen Anzahl von Gerichtsakten und in über tausend Manuskriptseiten von Zeugenaussagen bestens dokumentiert. Der Havard-Historiker Steven Ozment legt in seiner Biographie über "Die Tochter des Bürgermeisters" dar, daß "die Rebellion einer jungen Frau im deutschen Mittelalter" durchaus ihre moralische und juristische Berechtigung hatte. Immerhin wollten ihr Vater und ihre Geschwister sie um ihren Erbteil bringen. Es ging nicht nur um Verrat auf der einen, sondern auch um Habgier und Betrug auf der anderen Seite. Denn eine Frau über fünfundzwanzig konnte, wie es das geltende Recht des Schwabenspiegels aus dem 13. Jh. formulierte, ihre "Ehre" verlieren, nicht mehr aber ihr Erbe. Hatte der Vater es versäumt, bis zu diesem Zeitpunkt eine standesgemäße Ehe für sie zu arrangieren, dann führte man den unmoralischen Lebenswandel der Tochter auf seine Pflichtvergessenheit zurück sowie auf ihre legitimen sexuellen Bedürfnisse. Nicht nur der Haß des Vaters, sondern daß Anna Büschler ein auswärtiges Reichsgericht und nicht den Rat der Stadt Hall für ihren Fall bemühte, ließ ihre Chancen schwinden. Damit wurde die Stadt mit ihren Honoratioren schließlich zu dem Feind, den sie von vornherein in ihr sah. Die Prozeßserie von 1525 bis 1555 beschäftigte die Bürger der Stadt und führte schließlich dazu, die Autoritäten und die althergebrachten Sitten mit kritischem Blick zu sehen. Darin liegt für Steven Ozment die weiterreichende Bedeutung der Prozesse der Anna Büschler. Sie selbst scheint schon immer selbstbewußt gewesen zu sein, holte sich sachkundigen juristischen Rat und stellte dabei unter Beweis, daß auch eine sogenannte "lasterhafte" Frau sich gegen gesetzwidriges Verhalten von seiten einflußreicher Persönlichkeiten zur Wehr setzen und das öffentliche Interesse erregen konnte. Im Kampf um ihre individuellen Rechte erscheint die Tochter des Bürgermeisters jedenfalls als das, was bei Männern als Renaissance-Persönlichkeit gerühmt wird.
Anmerkung:
Beigaben: Abb., Lit.angaben in Anm.
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