Archivgut Sammlung

Verband Fortschrittlicher Frauenvereine

Nr.: 1 - 19

Weitere Informationen

Einrichtung: Helene-Lange-Archiv | Berlin
Bestell-Signatur: A Rep. 060-52
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
A Rep. 060-52 Verband Fortschrittlicher Frauenvereine1. VerbandsgeschichteDer „linke Flügel“ der bürgerlichen Frauenbewegung gründete am 6. Oktober 1899 den Verband Fortschrittlicher Frauenvereine, der den Verein „Frauenwohl“ Berlin in dessen bisheriger Führungsrolle ablösen sollte. Hauptprogrammpunkte waren „Sittlichkeitsfrage, Politik, Mädchenbildung, Arbeiterinnenfrage“. Gegen den Widerstand einer Minderheit trat der Verband 1907 dem Bund Deutscher Frauenvereine (BDF, 1894 gegründet) bei, um angesichts des Vordringens der Sozialdemokratie die bürgerliche Frauenbewegung durch Einigkeit zu stärken, aber auch in der Hoffnung, nach einigen Jahren die Leitung des BDF übernehmen zu können, was sich freilich als Illusion erweisen sollte. Als Stellungnahme der unterlegenen Minderheit gaben Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann zu Protokoll, dass der Verband durch den Eintritt in den BDF „politischen Selbstmord“ begehe, da er „auf seine gleichgeordnete Stellung in der deutschen Frauenbewegung“ verzichte und sich unterordne. Zwar war es dem „linken Flügel“ und dem Verband Fortschrittlicher Frauenvereine gelungen, seine Anliegen in weite Teile der Frauenbewegung hineinzutragen; dennoch – oder gerade deshalb – erlebte der Verband in den folgenden Jahren einen Profilverlust und den Austritt mehrerer Mitgliedsvereine, den er nicht kompensieren konnte. Folgende Vereine gehörten dem Verband an: Berlin Frauenwohl, Bromberg Frauenwohl, Elbing Frauenwohl, Frankfurt/o. Frauenwohl, Kattowitz Frauenwohl, Rudolstadt Frauenwohl, Thorn Frauenwohl, Posen Provinzialverein, Insterburg Frauenwohl, Greifswald Frauenwohl, Hamburg Fortschrittlicher Frauenverein, Frauenwohl Abt. Charlottenburg, Frauenwohl Abt. Pankow, Frauenwohl Abt. Südwestliche Vororte. Als Einzelmitglider wirkten u.a. Frau Minna Cauer, Herr Prof. Dr. H. Dorn aus Grünwald, Frau M. Hammerschlag aus Frankfurt a. Main.In der Delegiertenversammlung 1913 wurden zum Vorstand ernannt: Dr. Renetta Brandt-Wyt, Dr. Klara Ratzka-Ernst, Else Lüders. durch Kooption wurden noch folgende Mitglieder aufgenommen: Bertha Kampffmeyer-Wallroth, Else Zodtke-Heyde, Käthe Winckelmann und Jenny Marba-Borée. Mit Vorträgen und Besuchen der Ortsgruppen Kattowitz, Elbing, Hohensalza und Thorn wurde das Thema "Beruf und Ehe" durch Frau Dr. Brandt-Wyt vertieft. Ebenso wurde die Gründung einer Zentralstelle durch Else Lüders anvisiert. Durch Kriegsausbruch 1914 kamen diese Arbeiten zum Stillstand. Im April 1915 wurde die Beteiligung am Internationalen Frauenkongress in Haag beraten und abgelehnt. Da weitere Besprechungen und Berichterstattungen nicht stattfanden und die beiden Vorsitzenden ihr Amt niederlegten, beschlossen die übrigen vier Vorstandsmitglieder am 12. Juli 1915 die Einberufung einer Generalversammlung mit dem Thema "Auflösung des Verbandes".Am 30. Oktober 1915 fand eine ordentliche Mitgliederversammlung statt. Die Berichte der örtlichen Vereine zu den Themen Armenpflege, Jugendfürsorge, Gesundheitspflege, Frauenbildung, Fürsorge für berufstätige Frauen, Einfluss der Frauen in der öffentlichen Wohlfahrtspflege, Kriegswohlfahrtspflege und politische Schulung der Frau sowie der Kassenbericht 1913/1915 wurden verlesen. Else Lüders berichtete danach über die vom Weltkrieg geschaffene Lage. Danach wurde der Antrag "Auflösung des Vereins" behandelt und auch einstimmig angenommen. Zur Verwahrung des Materials sagten der Schriftführerin Frau Lüders die Bibliothekarin Winckelmann und Archivarin Zodtke-Heyde sachkundige Hilfe zu. Im Rahmen eines Bestandsaustauschs zwischen dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) und dem Landesarchiv Berlin wurden die Archivalien im Jahre 2001 aus Potsdam nach Berlin abgegeben. Das BLHA hatte sie 1973 von der Berliner Staatsbibliothek übernommen; wann und durch wen sie dorthin gelangt waren, ist nicht bekannt. Vermutlich sind die Unterlagen des Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine (zusammen mit den Unterlagen des Vereins „Frauenwohl“ Berlin) 1920 von Else Lüders der Staatsbibliothek übergeben worden. 2. BestandsbeschreibungDer Bestand umfasst 19 Akten (0,45 lfm) mit der Laufzeit 1899-1920. Er beinhaltet Geschäfts- bzw. Tätigkeitsberichte, Arbeitspläne, Arbeitsprogramme und Thesen. Die Satzungen und Geschäftsordnungen sowie die Protokolle der Vorstandssitzungen und Korrespondenzen wie (Eingaben, Petitionen, Protestresolutionen) spiegeln die Tätigkeit des Vereins wieder. So wurde u.a. dem Thema "Frauenerwerbsarbeit und Ehe" große Aufmerksamkeit gewidmet. Die Finanzierung des Vereins wird in Rechnungen und Belegen dokumentiert. Zahlreiche Druckschriften runden den Bestand ab.Der Bestand war im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam als Rep. 66 in Karteiform verzeichnet worden und wurde 2001 nach der Übernahme ins Landesarchiv Berlin von Dr. Christiane Schuchard neu verzeichnet und zunächst den Unterlagen des Depositums "Helene-Lange-Archiv" zugeordnet. Im Rahmen der Provenienzprüfungen wurde der Vereinsbestand von Dr. Susanne Knoblich 2003 in der Tektonik als Verein aus der Zeit vor 1945 unter der neuen Repositur A Rep. 060-52 eingeordnet. Der Bestand liegt mikroverfilmt vor, es gelten die vierstelligen MF-Nummern. Sie sind zu zitieren als A Rep. 060-52 MF-Nr. ...Die Systematisierung der Akten nach der Mustersystematik "Vereinsbestände" sowie die Prüfung der personenbezogenen Schutzfristen erfolgte durch Kerstin Bötticher im Dezember 2018.Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, Verband Fortschrittlicher Frauenvereine A Rep. 060-52, Nr. ... .3. Korrespondierende BeständeA Rep. 060-53 Verein „Frauenwohl“ BerlinE Rep. 300-36 Nachlass E. M. („Muschka“) von Witt geb. Elben Nr. 3 - Foto4. Literatur ARIADNE. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Heft 28 (November 1995): „... das verheißene Land der Freiheit und Gleichheit“ ? Der radikale Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. – Darin insbesondere: Petra Pommerenke: Propaganda für den Fortschritt: Der radikale „Verein Frauenwohl“, ebd. S. 16-22, hier S. 19 ff.Die Radikalen in der alten Frauenbewegung.- In: Feministische Studien ; 3,1.- Hrsg.: Ute Gerhard.- Weinheim 1984.Gerhard, Ute: Die Radikalen im Kampf um Recht und gegen doppelte Moral. In: Ute Gerhard: Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung. Hamburg 1990, S. 215–277.Lüders, Else: Der „linke Flügel“. Ein Blatt aus der Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Berlin o.J. [1904].Plothow, Anna: Frauenbewegung und Frauenvereine, In: Was die Frau von Berlin wissen muß ; Berlin 1913, S. 161-188.Berlin, November 2018 Kerstin Bötticher
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