Tonträger
Interview
Interview von Kristine von Soden mit Frau Erika R.
in:
Sammlung: Sammlung K. v. Soden
20.08.1987
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00:21:08 Stunden
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Weitere Informationen
Einrichtung: | Archiv der deutschen Frauenbewegung | Kassel |
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In: | Sammlung: Sammlung K. v. Soden |
Bestell-Signatur: | ST-49 ; 1-14 |
Jahr: | 20.08.1987 |
Sprache: | Deutsch |
Beschreibung: | |
Kristine von Soden interviewte am 28.08.1987 in Berlin Frau Erika R. zu den Themen Sexualität, Abtreibung und Verhütung. Frau R. berichtet, dass es in der Weimarer Zeit für viele Frauen eine furchtbare Situation war, wenn sie ein Kind erwarteten, dass sie nicht wollten. Die wohlhabenden Frauen gingen ins Ausland, um dort abzutreiben, während die ärmeren sich nur schwer überhaupt an Ärzte wenden konnten, weil diese schon damals stark in ihrer Arbeit eingeschränkt worden seien. So griffen laut Frau R. viele Frauen auf Hausmittel zurück oder gingen zu "weisen Frauen" oder "Kurpfuschern", was oft mit großen Risiken verbunden war. Sie erzählt, dass in konservativen christlichen Kreisen keinerlei Aufklärung stattfand und dass die Überzeugung vorherrschte, dass Frauen ihren Ehemännern in jeder Hinsicht zu gehorchen hätten. Frau R. wuchs in einem Dorf auf und erhielt von ihrer Mutter keinerlei Aufklärung, ebenso wie diese keine erhalten hatte. Ihr zufolge waren viele Frauen auf dem Land sehr gehemmt, weil sie uninformiert waren und Angst vor unehelichen Schwangerschaften hatten. Niemand sprach über Verhütung oder Aufklärung. Frau R. war kurzzeitig mit einem Mann verlobt, der schon vor der Hochzeit Geschlechtsverkehr wollte, aber sie fürchtete die Schande eines unehelichen Kindes und wies ihn daher ab. Um sie zu überzeugen, schickte er ihr ein Aufklärungsbuch an ihre damalige Arbeitsstelle, was dort für große Empörung sorgte. Nach 1933 wurde laut Frau R. die Situation noch schwieriger, weil Ärzte Abtreibungen nicht mehr vornahmen, die Strafen für private Abtreibungen verschärft wurden und die nationalsozialistische Ideologie eine möglichst hohe Zahl an Geburten vorsah. Viele Frauen, auch Frau R. selbst, hätten nicht erkannt, dass ihre Kinder für den Krieg geboren werden sollten. | |
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