Orte: Aue an der Saale, Friedrichshafen und Schwarzbach in Deutschland; unbestimmbare Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg u.a. Quellentypen: Tagebuch (Müttertagebuch, Tagebuch zum Ende des 2. Weltkriegs, tagebuchähnliche Aufzeichnungen): 1 Band; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg): 65 Schreiben; ca. 20 amtliche Dokumente; autobiografische Aufzeichnungen: Texte (3 Broschüren, insgesamt ca. 170 Seiten); ca. 100 Fotografien; (alles in Kopie/Broschüre) Weiteres: Liederbuch des Bund Deutscher Mädel (BDM) Zum Bestand: Schreiberin: Wilhelmine W. (geb. H., verwitwete O.); geb. 1920 in Aue an der Saale in Deutschland
Schreiber: Wilhelm O.; geb. 1919 in Leipzig in Deutschland, gest. 1945 in Lasberg bei Freistadt in Oberösterreich
Übergeberin: Wilhelmine W., 2002-2004
Wilhelmine W. (geb. H., verwitwete O.) wuchs in bürgerlichem Umfeld in Aue an der Saale im Süden von Sachsen auf. Die frühe Kindheit verbrachte sie gemeinsam mit ihrer noch vor ihrer Geburt verwitweten Mutter Dorothea L. (geb. R., verwitwete H., 1899-1969) bei den Großeltern, der Großvater führte eine Rechtsanwaltskanzlei. Aus der zweiten Ehe der Mutter mit dem Rechtsanwalt Fritz L. hatte Wilhelmine W. zwei Halbgeschwister. Im Schuljahr 1937/38 besuchte sie die Frauenschule Königin Paulinenstift in Friedrichshafen am Bodensee, im Anschluss daran begann sie eine Buchbinderinnenlehre in Hellerau bei Dresden. Im Mai 1943 heiratete sie Wilhelm O., den Besitzer des Hammergutes „Tännich“ in Schwarzbach bei Elterlein. Durch seine kriegsbedingte Abwesenheit stand Wilhelmine W. dem großen Betrieb über mehrere Jahre alleine vor. Im September 1944 wurde ihr Sohn Ulrich geboren. Nach Kriegsende wurde das Gut von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet. Wilhelm O. wurde im Mai 1945 kurz nach Kriegsende in Oberösterreich am Heimweg nach Deutschland von sowjetischen Soldaten erschossen. Im Mai 1950 heiratete Wilhelmine W. den Bankangestellten Ernst W., mit ihm hatte sie 5 Kinder. Seit 1958 war sie als selbstständige Stoffdruckerin tätig.
Der schriftliche Vorlass von Wilhelmine W. setzt sich aus mehreren, von ihr selbst gestalteten Broschüren zusammen. Eine Broschüre beinhaltet die Kopien von insgesamt 28 Schreiben aus der Korrespondenz mit den Eltern und Geschwistern (April 1937 bis März 1938) während ihrer Schulzeit am Bodensee. Die Briefe und Postkarten sind mit einzelnen Kommentaren und 16 Fotografien versehen.
Eine anlässlich des 60. Geburtstages ihres Sohnes Ulrich O. gestaltete Broschüre beinhaltet v.a. Dokumente aus den Kriegsjahren 1943 bis 1945. Es sind das Auszüge von 37 Schreiben, die Ulrichs Vater Wilhelm O. zwischen Dezember 1943 und April 1945 an seine Frau und an verschiedene Familienangehörige gerichtet hat. Neben zahlreichen amtlichen Dokumenten und 34 Fotografien sind in dieser Broschüre auch die Abschriften von tagebuchähnlichen Aufzeichnungen von Wilhelmine W. von Februar bis November 1945 enthalten. Das Tagebuch, das sie zur Geburt ihres ersten Sohnes Ulrich begonnen hat, liegt ebenfalls in Auszügen von September 1944 bis September 1945 vor.
Eine weitere Broschüre (99 Seiten) mit den Abschriften und Kopien verschiedener autobiografischer Dokumente (u.a. mit kurzen Auszügen aus dem Tagebuch der Mutter Dorothea L. zur Geburt von Wilhelmine W. 1920) sowie zahlreichen Fotografien wurde von Wilhelmine W.s Kindern anlässlich ihres 70. Geburtstages 1990 zusammengestellt. Die Fotografien in den Broschüren decken insgesamt den Zeitraum von den 1910er- bis in die 1980er-Jahre ab.
Ein Liederbuch aus der Bund deutscher Mädel (BDM)-Zeit der Nachlassgeberin (1935 bis 1939) liegt im Original vor. Ein Entwurf für ein Kinderbilderbuch stammt aus 1948. |