Archivgut Nachlass

Olga L. NL 279 I

1880er-Jahre bis September 1949

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1880er-Jahre bis September 1949
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Steyr in Oberösterreich, Wien; Urlaubsorte: Großglocknergebiet, Heiligenblut, Kötschach-Mauthen, Möllbrücke, Nassfeld (Mokrine), Villach und verschiedene Orte im Gailtal in Kärnten, Dachstein, Gosau und Hallstatt in Oberösterreich, Admont, Bad Aussee, Gröbming, Großreifling, Grundlsee, Liezen, Schladming, Sölktal und Wörschach in der Steiermark, Arling, Bad Gastein, Kitzlochklamm, Salzburg-Stadt, St. Johann im Pongau und Zell am See in Salzburg, Dolomitengebiet, Hochfilzen, Kaunergrat und verschiedene Orte in den Zillertaler Alpen in Tirol, Berchtesgaden, Braunschweig und Hannover in Deutschland, Paris in Frankreich, Bozen (Bolzano), Gardasee (Lago di Garda), Karersee (Lago di Carezza/Lech de Ciareja), Sutrio, Tobliner See (Lago di Toblino), Trafoi, Venedig (Venezia) und verschiedene Orte in Bergamo in Italien, Pola (Pula/Pulj) in Kroatien, Goldau und Pizzo Centrale in der Schweiz, Prag (Praha) in Tschechien u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 1 Tourenbuch, 2 Gedichtsammlungen, 1 Poesiealbum; Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz): ca. 160 Schreiben; 6 amtliche Dokumente; ca. 900 Fotografien (tw. in 2 Fotoalben); 1 Filmausschnitt; Weiteres: Tanzkarte, Heiratsanzeige, Serviette mit Monogramm (Im Großteil als Scan bzw. als Abschriften vorhanden)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Empfängerin: Olga Anna L. (geb. W.); geb. 1868 in Hadersdorf in Niederösterreich, gest. 1949 in Wien

Schreiber/Empfänger: Hofrat Anton L.; geb. 1861 in Steyr in Oberösterreich, gest. 1929 in Wien

Übergeber: Dr. Anton L. (Enkelsohn), 2016 und 2021



Olga L. (geb. W.) war gelernte Foto-Colouristin und begeisterte Alpinistin. Sie war gemeinsam mit vier Geschwistern in Wien aufgewachsen. Ihre Mutter Maria W. (geb. M.) kam ursprünglich aus Prag, der Vater Eduard W. von einem Bauernhof in Tschechien. Die Familie führte eine "Docht-, Schnür-, Börtl- und Nachtlichter-Fabrik" im 7. Wiener Gemeindebezirk.

Die aus Olga L.sJugendzeit erhalten Selbstzeugnisse tragen jeweils auch Spuren ihrer Schwestern: Das vorhandene Kassetten-Poesiealbum enthält 95 losen Blätter, die ab 1879 datiert und mit Klebebildern gestaltetet sind. Vermutlich stammen diese aus dem Besitz von Olga L. als auch ihrer Schwester Helene W.. Eine der zwei in aufwändig gestaltete Poesiealben in Buchform eingetragene „Sammlung schöner und lehrreicher Gedichte“ hatte Olga L. entsprechend der vorne eingeschriebenen Widmung zufolge von Helene W. 1888 als Weihnachtsgeschenk bekommen. Auch in die Eintrittskarte für das Tanzfest "Die Grundsteinlegung d. neuen Rathauses" aus März 1885 haben sich Olga, Helene und Laura W. in die "Tanzordnung" eingetragen. Abgesehen von einer mit dem Monogramm "OW" bestickten Stoffserviette wurde diese Eintrittskarte als Digitalisat übergeben, was auch für alles Weitere in ihrem Nachlass zutrifft.

Mitte der 1880er-Jahre lernte Olga L. auch den späteren Lehrer und ebenfalls begeisterten Alpinisten Anton L. kennen. Er kam ursprünglich aus Steyr in Oberösterreich, wo seine Eltern Juliana und Michael L. ein Kaffeehaus betrieben. Er studierte Chemie, Physik und Leibesübungen in Wien, war Assistent an der Technischen Universität und dann Lehrer am Gymnasium „Theresianum“ in Wien. Später war er auch Landesschulinspektor und Universitätslektor.

Der Briefwechsel von Olga und Anton L. umfasst ca. 150 Schreiben aus der Zeit von April 1885 bis Juli 1893. Die beidseitig erhaltene Korrespondenz belegt die Beziehung des Paares über mehrere Jahre, von den ersten Annäherungen bis zu den Hochzeitsvorbereitungen: "Liebe Olga! ich zweifle nicht Sie so nennen zu dürfen wenn anders ich mich ein wenig auf Ihre Augen und den Blick verstehe und ich freue mich solcher Gedanken die Sie mir als liebe Freundin erscheinen lassen." (7. April 1885) bis "Frau Mutter Natur scheint sich mich zum foppen auserwählt zu haben und könnte launenhafterweise uns bis in den August narren. nachdem ich aber, aufrichtig gestanden, des Wartens bereits mißmuthig bin, und es mir auch um die schöne Zeit sehr leid thut, so würde ich mich entschließen ungesehener in den sauren Apfel zu beißen. Fahre jedenfalls Sonntag d. 16. nach Wien, denn ich möchte gerne, wenn es nur halbwegs geht, Donnerstag d. 20. Hochzeit halten. Bist Du mit alldem einverstanden, liebster Toni?" (13. Juli 1893). Der Familienerzählung zufolge wurde ein Teil der Breife postlagernd an die Adresse „O.A. 1821“ geschickt, wobei „O.A.“ die Initialen des Paares sind. In der Sammlung Frauennachlässe ist die Korrespondenz als Scans sowie auch computergeschriebene Abschrift vorhanden, die von der Enkeltochter des Paares angefertigt wurde.

Von der Heirat liegen ein Trauungsschein und eine Anzeige vor. Aus demselben Jahr sind zudem Neuausstellungen der Taufscheine von Olga und Anton L. vorhanden. Nach der Hochzeit bewohnte das Paar eine Wohnung im 4. Wiener Gemeindebezirk, 1904 wurde ihr Sohn Dr. Anton L. (1904-1984) geboren.

Die zahlreichen Bergtouren von Olga und Anton L. dokumentierten sie in einem 1890 bis 1913 geführten Tourenbuch. In dem kleinformatigen Büchlein hielt Anton L. auf 61 Seiten Wanderungen in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol sowie in Bayern, der Schweiz und Südtirol fest, die sie vorwiegend gemeinsam mit ihren Schwestern und Brüdern unternommen haben. Die Schilderungen davon sind teilweise minutiös: "2.20 Nm ab auf die Schmittenhöhe (1935m, 5.23 an auf dem Fahrweg bequem aber ohne Rast) 6.52 ab; anfangs auf der Straße dann aber, etwas unter der Almwirtschaft […] 8.50 Zell a. See an (Seebeleuchtung; Abdessen auf der Terrasse des Hotel am See; sehr gut u. nicht besond theuer […]) Do. 18/8 Vom. ¾ 10- ¾ 11 Bootfahrt am See, 11.07 m. Schnellzug über Salzthal Heimreise." (17. und 18. August 1892)

Die Bergtouren waren ebenfalls die hauptsächlichen Motive in zwei Fotoalben: Das mit "Reisebilder und Studien" betitelten Album enthält 42 Fotografien aus den Jahren 1893 und 1894. Das mit "A. L." betitelte Album enthält Bilder von 1895 und 1896. Davon wurde eine exemplarische Auswahl von 7 Fotografien digitalisiert, auf denen Olga L. abgebildet ist. Die hauptsächlichen Motive in beiden Alben sind Landschaften, Städte und Gebäude, 'ethnographische' Bilder von ‚Einheimischen‘ sowie Bilder von den Wanderungen und Bergpartien. Einzelne Fotografien dokumentieren eine Reise nach Venedig im Jahr 1896.

Daneben liegt ein umfangreicher Bestand von 853 Fotografien und Diaplatten vor, die im Zeitraum von den 1880er- bis in die 1930er-Jahren aufgenommen worden sind. Darauf finden sich ähnliche Motive: Neben einigen frühen Portraitfotografien zeigen zahlreiche Gruppen- und Schnappschussfotografien Olga und Anton L. beim Bergsteigen und Radfahren in Österreich, der Schweiz und Italien. Olga L. ist mehrfach bei Gletscherüberquerungen u.a. auf der "Marmolata", dem höchsten Berg der Dolomiten, und auf Radtouren über das Hochgebirge abgebildet. Weiters festgehalten wurden Städtereisen, unter anderem nach Paris, Prag und Venedig sowie wiederum einige 'ethnografische' Bilder, Landschaftsaufnahmen und Gebäudeansichten. Einzelne dieser Fotografien sind als Stereobilder arrangiert.

Das Aufwachsen des Sohnes ist ein weiteres Motiv: Einzelne Fotografien zeigen das Paar mit dem kleinen Buben im Kinderwagen, beim Füttern, bei Spaziergängen, beim Schwimmen sowie beim Wandern und Bootfahren.

Von Anton L.sTätigkeit als Lehrer liegen neben Fotografien vom Turnsaal- und Laborinterieur im "Theresianum" auch Aufnahmen von verschiedenen Sportfesten vor: Ein "Kriegsfürsorge Sportfest" 1917, ein Fest des "Arbeitervereins Kinderfreunde" 1919 und ein "Frauensportfest" 1925. Die Originale der Fotografien wurden z.T. dem Volkskundemuseum Wien übergeben.

Thematisch ähnliche Motive zeigen kurze Filmaufnahmen aus 1905: Hier sind Olga L. mit dem kleinen Sohn sowie Schüler von Anton L. beim Eislaufen und im Turnunterricht in Bewegtbildern zu sehen. Das Digitalisat wurde vom Österreichischen Filmmuseum angefertigt, wohin die Originale übergeben worden sind.

An losen Dokumenten sind 8 Billets und Glückwunschkarten erhalten, die Olga und Anton L. zwischen September 1892 und Dezember 1893 zu verschiedenen Anlässen an ihre Geschwister und Bekannte adressiert haben. Aus 1916 ist ein Reisepass von Olga L., aus 1929 und 1949 jeweils ein Partezettel von Olga und Anton L. erhalten. Er hat neben der Lehrtätigkeit zahlreiche Patente angemeldet, u.a. für medizinische Geräte. Die Forschung daran hat Anton L. selbst finanziert.</p>
Anmerkung:
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