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Einrichtung: FFBIZ-Archiv | Berlin
In: Akten, GM, ZD / Sammlung Frauenparteien
Bestell-Signatur: A Rep. 400 BRD 19.1.6 - Frauenparteien
Jahr: 1975 - 1989
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Am 30.9.1979 wurde in Warendorf (Westfalen) von 25 Frauen aus allen Teilen der BRD eine "Frauenpartei" gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Eva Rath, eine ehemalige Mitgliedsfrau der SPD, die die Geschäftsführung übernahm, sowie Sibylle Schücking-Helfferich, die erste Vorsitzende wurde. Die Bundesgeschäftsstelle lag in Kronshagen bei Kiel, dem Wohnort von Eva Rath (siehe auch A Rep. 400 BRD 20 (1)Magistra-Arbeit von Johanna Schniedergers, Universität Münster 2009, Seite 63-77, Signatur E Rep. WIS Schnie 135)

Bereits Anfang 1980 gab es schwere Differenzen innerhalb der "Frauenpartei". Der Konflikt entzündete sich an der Frage einer möglichen Mitgliedschaft von Männern. Ein Teil der Frauen um Eva Rath wollte, im Hinblick auf den § 3 des Grundgesetzes, Männer nicht grundsätzlich ausschließen, während eine andere Gruppe um Sibylle Schücking-Helfferich sich für eine reine Frauenpartei einsetzte.
Nach heftigem Führungsstreit spaltete sich die Partei Mitte März 1980.
Es gab danach eine Kieler Gruppe um Eva Rath und die Gruppe um Sibylle Schücking-Helfferich, die eine eigene Geschäftsstelle in Soest einrichtete.
Im Mai wurde der Führungsstreit vor Gericht verhandelt. Das Landgericht Kiel wies die Klage mit der Begründung zurück, daß die "Frauenpartei" noch nicht offiziell zugelassen und nicht parteifähig sei. Ebenfalls im Mai 1980 tagte die Schiedskommission der "Frauenpartei" und schloß 14 Frauen aus.

Daraufhin entbrannte ein heftiger Streit um den Namen "Frauenpartei", den beide Seiten für sich beanspruchten. Ende August 1980 bekam die "Frauenpartei" in Kiel ihre Anerkennung als politische Partei im Sinne des § 3 des Parteiengesetzes. Mitte September 1980 fand der erste Bundesparteitag dieser "Frauenpartei" statt.

Die Soester Gruppe änderte schließlich ihren Namen in "Frauen ins Parlament", so daß dann zwei Frauenparteien nebeneinander bestanden. Die Soester Gruppe wurde im August 1981 als Partei anerkannt.

Die "Frauenpartei" Kiel kandidierte zum ersten mal im Mai 1982 bei den Landtagswahlen in Niedersachsen, schaffte aber den Einzug in den Landtag nicht, trotz verstärkter Mobilisierung von Frauen im Wahlkampf.
Über die Bemühungen der "Frauenpartei", sich landesweit auszudehnen, geben Protokolle der Gründungsversammlungen von Landes- und Kreisverbänden, deren Programme, Informationsblätter und Wahlkampfunterlagen aus den Jahren 1982 bis 1986 Auskunft.

Bestandsbeschreibung
Die Materialien der "Sammlung Frauenparteien" wurden dem Archiv der Deutschen Frauenbewegung in Kassel von Sibylle Schücking-Helfferich am 15.9.1989 in zwei Kisten mit ungeordneten Unterlagen übersandt. Da dessen Sammelschwerpunkt die Historische Frauenbewegung ist, wurden sie am 5.11.1989 dem FFBIZ vom Kasseler Archiv als Schenkung übergeben. Später wurden weitere Akten und schließlich auch noch Plakate von weiteren Frauen bis 2002 im Namen der Frauenpartei an das FFBIZ-Archiv geschickt.

Die hier zunächst in abgeschlossene Ordner, später in Mappen und Kartons eingearbeiteten Materialien der Sammlung dokumentieren jeden Schritt der Entwicklung der "Frauenpartei", die fortgeführten Programmdiskussionen, die Spaltung und die Entwicklung der Gruppe "Frauen ins Parlament" zur Partei im Zeitraum 1979-1984. Wenige Einzelmaterialien gibt es bis 1986, ein Schreiben ist 1989 datiert.

Von der "Frauenpartei" sind auch Materialien zum "Frauenforum München" und dem sich davon abspaltenden "Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei FFP" um Hannelore Mabry aus den Jahren 1975-1983 gesammelt. Sie bilden mit Satzung, Programm, Protokollen und Korrespondenzen eine aussagekräftige Parallele zur Gründungsgeschichte und Spaltung der beiden Frauenparteien Kiel und Soest.

Zur "Sammlung Frauenparteien" gehören Dokumente der Vor- und Gründungsgeschichte, Satzungen, Programmentwürfe, Programme, Vereinsrechtliches, Finanzierungsunterlagen, Listen der Vereinsmitglieder, Protokolle von Versammlungen und Konferenzen, Korrespondenzen, Materialien zu Veranstaltungen und Kooperationen von der "Frauenpartei" sowie von "Frauen ins Parlament". Graue Materialien wie Rundbriefe, Selbstdarstellungen, Informationsblätter und viele Zeitungsartikel über ihre Gründung, Ziele und Spaltung runden die Sammlung ab.
Als Einzelstück ist ein großes handgemaltes Lenin-Porträt zu nennen. Die Sammlung bietet eine interessante Grundlage für die Erforschung des seit 1919 immer wiederkehrenden Versuches, Frauenpolitik mittels eigener parteipolitischer Strukturen in den Parlamenten zu verankern.

Im FFBIZ befindet sich die gesamte Hinterlassenschaft der "Frauenpartei" bis zu ihrer Auflösung und dem teilweisen Übergang 1996 in die "Feministische Partei Die Frauen"
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Do und Fr 10-17 Uhr (nur nach Anmeldung)
Alle Menschen, die Interesse am Bestand haben, können das Archiv nutzen.
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