Archivgut Nachlass

Lina L. NL 241 IV

März 1899 bis Mai 1966

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: März 1899 bis Mai 1966
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Villach (Beljak) in Kärnten, Kirchdorf an der Krems, Kritzendorf, Oed, Pitten, Reichenau, Retz, St. Andrä a.d. Traisen, Strengberg, Traisen, Unternalb und Unter Retzbach in Niederösterreich, Gmunden, Linz und Steyr in Oberösterreich, Bad Gastein und Golling in Salzburg, Graz und Leoben in der Steiermark, Wien; Hamburg, Karlsruhe, Stuttgart und Wallenhorst in Deutschland; Nice (Nizza) und Paris in Frankreich; Gargano, Genova (Genua), Meran (Merano), Trieste (Triest), Venezia (Venedig) und Verona in Italien; Veli Lošinj (Groß-Lötzing) in Kroatien; Bergen aan Zee in den Niederlanden; București (Bukarest) in Rumänien; Bern, Därlingen, Lausanne und Zürich in der Schweiz; Kladno (Kladen) und Olomouc (Olmütz) in Tschechien; Budapest und Esztergom (Gran) in Ungarn; Cincinnati in den USA u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Frauentagebücher, Reisetagebücher): 37 Bände; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, geschäftliche Korrespondenz): 669 Schreiben; 3 amtliche Dokumente; 2 Fotografien; Weiteres: Parte von Lina L.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Lina (Karoline) L.; 1878-1966, geb. und gest. in Wien

Übergeberin: Eva K. (Großnichte von Lina L.), 2017 und 2018



Lina (Karoline) L. wuchs in gutbürgerlichen Wiener Verhältnissen auf. Sie war die Zweitälteste von vier Geschwistern, der Vater Ing. Johann L. (1852-1934) war Patentanwalt, ihre Mutter Philomena L. (geb. P., 1844-1926) kam aus Unternalb bei Retz in Niederösterreich. Die Familie hatte auf diesem Bauernhof ihren Zweitwohnsitz, der Hauptwohnsitz war eine große Stadtwohnung im 1. Wiener Gemeindebezirk.

Welche Ausbildung Lina L. konkret belegt hat, ist nicht dokumentiert, sie war aber jahrzehntelang als Korrespondentin für Fremdsprachen in der Kanzlei des Vaters und später des Bruders tätig. Sie lebte in einem gemeinsamen Haushalt im Verband ihrer Großfamilie. Neben den Eltern waren das ihre früh verwitwete Schwester Maria (Mitzi) R. (geb. L., 1877-1955) und deren beiden Kinder, Bruder Ing. Hans (Johann) L. (1881-1967) und seine spätere Familie sowie Schwester Elsa (Elisabeth) L. (1883-1966). 1915 wurde eine großzügige Villa in Wien Hietzing bezogen. Insbesondere gemeinsam mit Elsa L. hielt sich Lina L. häufig und in späteren Jahren auch über längere Zeiträume auf dem Obst- und Weinbaubetrieb in Unternalb auf.

Entsprechend ihrer jahrzehntelangen Wohngemeinschaft wurden auch die dem Nachlass von Lina L. zugeordnete Korrespondenzen zumeist zusammen von beiden Schwestern geführt bzw. sind die darin enthaltenen Briefe an beide „Nalber“ adressiert. Die insgesamt 669 vorliegenden Schreiben wurden in Unternalb aufbewahrt und decken den Zeitraum von 1925 bis 1964 ab. Besonders dicht belegt ist dabei die unmittelbare Nachkriegszeit. Aus dem Jahr 1946 liegen etwa 230 Schreiben vor. Briefpartnerinnen und -partner waren dabei neben dem Bruder Hans L. Mitglieder der weitschichtigen Verwandtschaft, internationale Freundinnen und Bekannte sowie auch Behörden wie das Finanzamt.

Von ihren amtlichen Dokumenten bzw. Ausweisen sind (neben ihrem Partezettel) eine Mitgliedskarte für einen Eislaufverein von 1914/15 erhalten, eine Streckenaus 1919 und eine Kennkarte aus 1940. Die zwei letztgenannten enthalten auch jeweils eine Portraitaufnahme von Lina L..

Die erhaltenen Tagebücher von Lina L. dokumentieren ebenfalls vor allem die Nachkriegszeit. Diese Aufzeichnungen sind in 34 dünne Schreibhefte oder Kladden eingetragen, die ab Jänner 1945 bis Mai 1966 vollständig vorliegen. Teile der Einträge sind auch auf Französisch oder in Kurzschrift verfasst, die Hefte sind zum Teil selbst gebunden worden. Die knapp 70-jährige Lina L. berichtete dabei u.a. von Einquartierungen von Soldaten und von Flüchtlingen sowie vom Einmarsch der Roten Armee in Niederösterreich. Sie schilderte ausführlich ihre Tagesabläufe, die erledigten Arbeiten in der Landwirtschaft und im Haushalt, erhaltener Korrespondenz, soziale Kontakte, die Wetterverhältnisse und körperliche Befindlichkeiten.

Dokumentiert wurden aber auch die jeweilige Situation von Verwandten und Bekannten in Wien: „28. Juli 1945. Sehr heiß & schwül. Früh auf, etwas im Parterregarten umgestochen. Apfelspalten zum Dörren gerichtet. Elsa hatte einen kleinen Waschtag & konnte die Wäsche gut auf der Terrasse trocknen. Nach dem Essen brachte der R. Oskar den schon lange erwarteten Brief {durch Herrn M.} samt Zeitungen & […] von unseren lieben Leuten. Hans, Martha, Mizi & Nelly hatten geschrieben, so viel & lieb, dass wir ihre Briefe nicht oft genug lesen konnten. Sehr betrübt waren wir darüber, dass sie alle hungern müssen & wir ihnen nichts schicken können! […] Zum Glück sind sie alle gesund & ungemein rührig, um Eßbares herbeizuschaffen; auch in Wien herrschen noch die Russen & nehmen was sie können; [C.s] h Wohnung ist beschlagnahmt und alle Hausparteien wohnen & leben jedes in einer anderen Ecke des Dachbodens. […] Nachm. ein Gewitter mit etwas Regen, abends folgte ein 2. ebenfalls mit ausgiebigem Regen.“

Von den von Lina L. (vermutlich) in früheren Jahrzehnten geführten Tagebuchaufzeichnungen sind drei Reisetagebücher aus den Jahren 1899 (Trieste/Triest und Venice/Venedig), 1933 (Schiffsreise am Mittelmeer) und 1935 (Italien) erhalten geblieben.</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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