Archivgut Nachlass

Melanie R.-S. (von) R. NL 235 I

April bis Juni 1945

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: April bis Juni 1945
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Hadersfeld bei St. Andrä Wördern im Wienerwald und Steinakirchen am Forst in Niederösterreich, Wien u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Brieftagebuch, Tagebuchaufzeichnungen zum Ende des 2. Weltkrieges): 1 Band als gebundene Abschrift (35 Seiten A5); 9 Fotografien als Kopien; Weiteres: Abschriften bzw. Kopien von einzelnen Rezepten;</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Melanie R.-S. (von) R., (geb. S. von R.); geb. 1886 in Wien, gest. 1978 in Hadersfeld in Niederösterreich

Übergeberinnen: Dr.in Eva Mößler und Dipl.-Dolm.in Susanne K.-H. (Enkelinnen Melanie R.-S. (von) R.), 2014



Melanie R.-S. (von) R. war die Tochter von Therese S. (von) R. (geb. S., 1852-1944) und von General Albert S. (von) R.. Sie war verwitwet nach Oberst Ludwig R. (1876-1937). In den 1940er Jahren lebte in einer Wohnung im Schloß in Hadersfeld oberhalb von St. Andrä Wördern im Wienerwald. Ihre Töchter Mädi (Margit) K.-P. (geb. R., 1913-2003) und Mimi (Maria) H. (geb. R., 1917-2006) lebten mit ihren Familien in Wien bzw. in den Sommermonaten ebenfalls in Hadersfeld.

Die Aufzeichnungen, die Melanie R.-S. (von) R. zum Ende des Zweiten Weltkrieges verfasst hat, liegen in der Sammlung Frauennachlässe als Abschrift (35 Seiten) vor. Die originalen Aufzeichnungen sind in ein als Rezeptbuch angelegtes hartgebundenes Heft mit der Beschriftung "K. F., Rezepte" eingetragen und hat noch freie Seiten. Der Familienerzählung nach befand sich das Heft in der Küchenlade, um geschützt zu sein.

Die Aufzeichnungen umfassen den Zeitraum vom 30. April 1945 bis 28. Juni 1945 und sind in Form eines Brieftagebuches an die Tochter Maria H. („mein geliebtes Kind“, „Mimschu“) adressiert. Die Einträge sind jeweils datiert und sehr detailliert gestaltet. Es werden die Ankunft der sowjetischen Soldaten geschildert, die Ausweisung aus der Wohnung, die Arrangements in der ungewissen Situation, die Verkehrsverhältnisse rund um Wien und die Ungewissheit über den Verbleib von Angehörigen und Bekannten. Das Tagebuch wurde 1983 von Melanie R.-S. (von) Rhoenstedts Enkelin Dipl.-Dolm.in Susanne K.-H. (geb. 1941) mit Maschine abgeschrieben, 2002 dann wiederum mit dem Computer. Der Text ist in einer Broschüre gebunden, erweitert um detaillierte Angaben zu genannten Personen und deren biografischer Daten, 9 Fotografien (Portraits der Familienmitglieder sowie Abbildungen der Gebäude und der Landschaft in Hadersfeld), der Abschriften bzw. Kopie von einzelnen Rezepten sowie ein Vor- und Nachwort.

Maria H. war mit ihren drei Kindern Eva (geb. 1940), Susanne (geb. 1941) und Helfried (1943) Anfang 1945 nach Westen geflüchtet. Ihr Ehemann Dipl.-Ing. Dr. Hans H. (1916-1960) wawr im Zivilberuf Universitätsassistent für physikalische Chemie. Er befand sich zu der Zeit nach krankheitsbedingtem Ausscheiden aus der Armee als Techniker in der Nähe von Steinakirchen am Forst im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich, wo die Familie dann nach Ende des Zweiten Weltkrieges längere Zeit in Schloss Ernegg lebte, das Mary (Gräfin von) A., der Cousine von Hans H., gehörte. Er arbeitete hier bis Anfang 1947 als Haus- und Holzarbeiter. Zeitenweise versteckte sich Maria H. mit den Kindern auf einem Bauernhof auf der 'Lonitz'.

Melanie R.-S. (von) R. Wohnung in Hadersfeld wurde im Rahmen der Kämpfe zu Ende des Zweiten Weltkrieges von der sowjetischen Armee als Lazarett bzw. als Kaserne verwendet. Sie lebte nun gemeinsam mit ihrer Tochter Margit K.-P., deren Ehemann, dem Musikwissenschafter und Pianisten Dr. Kasimir (Kazio) K.-P. und den kleinen Söhnen Witold und Norbert bei ihrer Schwester Adele W. (geb. S. von R.) in Klosterneuburg bzw. im nahe gelegenen Sommerhaus der Familie von Maria H..

Nachdem Melanie R.-S. (von) R. am 1. Juni 1945 erste Nachricht über den Aufenthalt der Tochter Maria H. und deren Familie erhalten hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihnen nach Steinakirchen. Der Bericht endet mit dem Wiedersehen und Andeutungen zu Übergriffen sowjetischer Soldaten.

In einem kurzen Nachwort beschrieb Susanne K.-H. ihre Erinnerungen daran, wie die Großmutter überraschend an die Türe der Scheune auf der ‚Lonitz‘, wo sie sich gerade aufhielten, geklopft hat. In einem Vorwort werden die Aufzeichnungen kontextualisiert. Erweitert wird die Abschrift zudem durch 9 Fotografien (Portraits der Familienmitglieder sowie Abbildungen der Gebäude und der Landschaft in Hadersfeld) und der Abschrift bzw. Kopie von einzelnen Rezepten.

In der Broschüre befindet sich zudem die Abschrift des 1965 retrospektiv verfassten lebensgeschichtlichen Berichts von Traute K.-O. (1914-1994), der Schwiegermutter von Susanne K.-H., die 1945 mit ihren Kindern von Jägerndorf (Krnov, Krnów, Karniów) in Schlesien nach Hadersfeld geflüchtet war, wo sie die Familie R.-S. (von) R. kennenlernten.</p>
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