Archivgut Akte

Nachlass Erna Saenger

in: Nachlass: Saenger, Erna
1839 - 1995 , 1,7 Regalmeter

Weitere Informationen

Einrichtung: Archiv der deutschen Frauenbewegung | Kassel
In: Nachlass: Saenger, Erna
Bestell-Signatur: NL-P-47
Jahr: 1839 - 1995
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Biographische Daten: Erna Saenger, geb. Wehr, wurde am 05.09.1876 auf Gut Kensau, Kreis Tuchel, in Westpreußen als Tochter der Eheleute Elise Humbert (1852-1913) und des Leutnant a. D., Rittergutsbesitzer und Abgeordneter der 2. Kammer des Preußischen Landtages Oskar Wehr (1837-1901) geboren. Sie hatte drei Geschwister, Walter, Auguste (Gustel) und Margarete (Gretel) Wehr. Weitläufig war Erna Saenger mit Hedwig Heyl (1850-1934) verwandt, die sie als Tante Hedwig bezeichnete. Gemeinsam mit ihren Schwestern wurde Erna Saenger zunächst zu Hause von einer Erzieherin unterrichtet, lernte u. a. Französisch und Englisch. Von 1890-1892 besuchte sie das Mädchenpensionat von Fräulein Schimmel in Berlin. Sie wurde zudem von Oberhofprediger Dryander konfirmiert und erhielt den dafür notwendigen Vorbereitungsunterricht gemeinsam mit der späteren DNVP-Politikerin und Sozialpädagogin Anna von Gierke (1874-1943) und ihrer Schwester Hildegard von Gierke (1880-1966), später ebenfalls als Sozialpädagogin tätig. Nach ihrer Rückkehr nach Kensau engagierte sich Erna Saenger gemeinsam mit ihrer Schwester Gustel für die sozialen Belange des Dorfes. So führten sie Krankenbesuche durch, unterstützten Familien und übernahmen den Unterricht in der Sonntagsschule. Um sich weiterzubilden, absolvierte Erna Saenger etwa 1895-1897 eine Ausbildung im Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin, welchem sie auch darüber hinaus als Vorstandsmitglied verbunden blieb. Im Anschluss kehrte Saenger erneut nach Kensau zurück, wo sie die Sonntagsschule zu einer "Arbeitsschule" für 50-60 Kinder ausbaute, die an Weihnachten und Neujahr auch von Erwachsenen besucht wurde und so bis zu 100 Personen umfasste. Am 18.06.1901 heiratete Erna Saenger ihren Cousin väterlicherseits, den Juristen Dr. phil. Konrad Saenger (1869-1945), für den sie bereits seit ihrer Kindheit geschwärmt hatte. Gemeinsam zog das Paar in den Folgejahren bedingt durch Konrad Saengers beruflichen Aufstieg von Hildesheim nach Hannover, dann nach Danzig und schließlich nach Berlin. Dort übernahm Saenger 1914 als Präsident die Leitung des Königlich Preußischen Statistischen Landesamtes, die er bis zu seiner Pensionierung innehaben sollte. Das Paar bekam gemeinsam sieben Kinder: Liselotte (geb. 1903), Hellmut (geb. 1904), Hildegard (geb. 1906), Hans-Konrad (geb. 1908), Ingeborg (geb. 1910), Erika (1912-1912) und Barbara (geb. 1916). Ihr christlicher Glaube spielte für Erna Saenger zeitlebens eine große Rolle, wobei sie sich auch über theologische Fragestellungen der evangelischen Kirche mit Familienangehörigen und verschiedenen Theologen auseinandersetzte. Besonders intensiv geschah dies während der NS-Zeit, wo sie als Mitglied der Dahlemer Gemeinde mit dem dort als Pfarrer tätigen Martin Niemöller in Verbindung trat. Saenger stand der Bekennenden Kirche nahe, ließ sich jedoch nicht auf eine Position festlegen und begrüßte so etwa auch manche Ideen der Deutschen Christen. Der Kirchenkampf spielt auch in ihren Tagebüchern aus dieser Zeit eine wichtige Rolle. Erna Saenger war zeitlebens schriftstellerisch tätig und verfasste Zeitungsartikel zu Erziehungsfragen oder christlichen Themen für verschiedene Zeitschriften. Sie engagierte sich zudem in der Studentischen Arbeitsgemeinschaft des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM), der ihr Sohn Hellmut angehörte. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Erna Saenger mit der Arbeit an ihren Memoiren, die erstmals 1973 unter dem Titel: Geöffnete Türen. Ich erlebte hundert Jahre erschienen und u. a. von Martin Niemöller rezensiert wurden. Erna Saenger starb am 11.11.1978 in Berlin, sie wurde 102 Jahre alt.
Bestandsbeschreibung: Der Nachlass wurde dem AddF 2016 von einer Enkeltochter Erna Saengers übergeben und umfasst fünf Regalmeter. Ein weiterer Teilnachlass befindet sich im Archiv des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin. Der Nachlass von Erna Saenger besteht zum Großteil aus ihrer Korrespondenz, vor allem Briefe von und an ihren Ehemann Konrad Saenger, ihre Familie in Kensau sowie ihre Kinder. Ergänzt wird diese durch Korrespondenzen mit verschiedenen Pfarrern, zu Wohltätigkeitszwecken und Saengers schriftstellerischer Tätigkeit. Die Korrespondenz war größtenteils in durch Erna Saenger formierten Konvoluten überliefert, welche bei der Verzeichnung beibehalten wurden. Daher umfassen die Verzeichnungseinheiten oft verschiedenste, scheinbar unzusammenhängende Korrespondenzen und verfügen über lange Laufzeiten. Darüber hinaus sind Erna Saengers Tagebücher aus dem Zeitraum 1889-1978 im Bestand enthalten. Ergänzt werden sie durch Materialien zur Geschichte der Familien Wehr und Saenger, die Einblick in Erziehungsfragen, gesellschaftliche Verpflichtungen, Berufswahl, Ehe- und Familienleben zweier gut situierter bürgerlicher Familie von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts geben. Der Nachlass Erna Saengers umfasst auch den Teilnachlass ihrer Tochter Ingeborg Saenger (geb. 1910) und gibt vor allem Auskunft über deren beruflichen Werdegang. So wurde sie am Pestalozzi-Fröbel-Haus ausgebildet, war dann zunächst als Gouvernante für eine Familie in den USA und später als Sekretärin beim Auswärtigen Amt in Stockholm tätig. In der Nachkriegszeit nahm sie eine Stelle bei der Stadt Berlin als Sozialarbeiterin und spätere Bewährungshelferin an, die sie bis zu ihrer Pensionierung ausübte. Der Nachlass von Erna Saenger wurde im Rahmen einer Prüfungsleistung für den Master Archivwissenschaften an der Fachhochschule Potsdam von Tamara Block erschlossen und archivtechnisch bearbeitet. Nutzungsbedingungen: Das Archivgut, das im Archiv der deutschen Frauenbewegung verwahrt wird, kann 30 Jahre nach Schließung der Unterlagen benutzt werden, soweit dem nicht gesetzliche Vorschriften entgegenstehen. Die Sperrfristen können unter bestimmten Bedingungen auf Antrag verkürzt werden. Siehe hierzu: Benutzungsordnung des AddF.
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Standort

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Di - Do 11.00 - 17.00 Uhr
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