Archivgut Nachlass

Theresia Z. NL 224

1816-1931; Jänner 1939 bis März 1963

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1816-1931; Jänner 1939 bis März 1963
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Königsberg, Schwechat, Stockerau, Watzelsdorf und Zwöflaxing in Niederösterreich, Bad Ischl, Baumgartenberg, Gosau, Hinterstoder, Kremsmünster, Linz, Perg, St. Wolfgang am Wolfgangsee, Schärding, Schwanenstadt, Wartberg, Watzelsdorf und Wels in Oberösterreich, Salzburg-Stadt und Schwarzach, St. Veit in Salzburg, Bischoffeld in Gaal und Grundlsee in der Steiermark, Innsbruck, Kitzbühel und Seefeld bei Innsbruck in Tirol, Bregenz in Vorarlberg, Wien; Altötting, Dortmund, Hamm, Hellabrunn, Schwangau und Staubing in Deutschland; Mirošov (Miroschau) und Strašice (Straschitz) in Tschechien; Charkiw (Charkow) in der Ukraine; Pinetown in Südafrika; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: unbestimbare Orte in Polen und an der „Ostfront“, Praha (Prag) in Tschechien, Eger (Erlau) in Ungarn u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Korrespondenz aus dem RAD): 357 Schreiben; 1 Fotografie; Weiteres: 27 Gebetsbücher, 63 Devotionalien (Votivbildchen)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Theresia Z. (geb. R.); geb. 1922 in Schärding in Oberösterreich, gest. 2013 in Linz in Oberösterreich

ÜbergeberInnen: Dr.in Waltraud K.-F. und A.o. Univ. Prof. Dr. Meinrad Z. (Stiefsohn von Theresia Z.), 2013



Theresia ("Daniela") Z. (geb. R.) wuchs in Schärding auf. Sie besuchte hier die Volks- und Hauptschule, anschließend die Handelsschule im Kloster der Englischen Fräulein in Neuhaus am Inn. Ab 1938 war sie als Büroangestellte in Schärding tätig und engagierte sich in der Kinder- und Jugendseelsorge der Pfarre.

Ihr schriftlicher Nachlass umfasst die Korrespondenzen mit sechs Briefpartnern aus der Zeit von Jänner 1939 bis März 1963 die zum Großteil in geschnürten Bündeln aufbewahrt worden waren. Von Theresia Z. selbst sind nur einzelne Schreiben, die als „unzustellbar“ zurückgesandt worden sind, erhalten.

Die Schreiber waren ihre Verwandten Johann K. (49 Schreiben von Juni 1943 bis März 1963), der im Zweiten Weltkrieg „Feldw.“ als Absender angab, in der Nachkriegszeit dann Pater L., Alois M. (3 Briefe von Oktober 1939 bis Jänner 1949) sowie Erwin M. (42 Briefe von Jänner 1943 bis März 1946). Erwin Mayr war zu Beginn seiner Briefe beim Reichsarbeitsdienst (RAD) in Baumgartenberg in Oberösterreich verpflichtet: „Wie Sträflinge schauen wir in unserer Kluft aus. (…) In unserem Kurs werden diesmal Jugoslawen eingesetzt. Bei uns in der Stube sind die Hälfte Deutsche und die andere Hälfte sind Jugoslawen, die überhaupt kein Deutsch verstehen. Kannst Dir vorstellen wie’s hier aussieht.“ Im September 1943 befand er sich in der Ausbildung zum „Flak-Soldaten“. Einem Brief von Alois M. aus Jänner 1949 zufolge dürfte Erwin Mayr in der Nachkriegszeit Theologie studiert haben.

Die drei weiteren Korrespondenzen hat Theresia Z. mit Bekannten geführt. Herbert S. (97 Schreiben von Jänner 1939 bis Juni 1948) war ein ehemaliger Arbeitskollege. Zu Beginn der Korrespondenz war er gerade in den Militärdienst eingetreten. In seinen Briefen bittet er Theresia Z. wiederholt darum, Verschiedenes für ihn abzuwickeln oder ihm nachzuschicken. In einem rückgesandten Brief aus August 1944, dem einzigen von Theresia Z. erhaltenen Schreiben aus dieser Korrespondenz, berichtete sie von einer „Holzaktion“, an der sich die gesamte Belegschaft „samt Chefität“ beteiligen musste: „Männer und Frauen fällten und sägten.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete Herbert S. von seinen Heiratsplänen sowie davon, einen Verlag in Wels zu übernehmen (Oktober 1946).

Von Oskar S. sind 55 ab November 1939 verfasste Schreiben erhalten. Im ersten in der ‚Sie-Form‘ verfassten Brief formuliert er den Wunsch, das „Liebe[.] Fräulein Reserl!“ vor seiner Versetzung vom Fliegerhorst Eger (Erlau) in Ungarn nach Straubing in Bayern wiedersehen zu können. Weitere Briefe sind von der „Flugzeugführerschule Zwölfaxing“ in Niederösterreich, aus Wien-Schwechat und von der „Flugzeugführerschule Prag-Gbell“ abgesandt worden. Im Februar 1941 löste Oskar S. die Beziehung schriftlich auf, aus November 1942 liegt ein einzelner Brief von ihm vor.

Der umfangreichste Bestand sind jene 100 Schreiben, die Joseph H. zwischen Juli 1941 und Oktober 1946 verfasst hat. Einem Brief aus Jänner 1942 ist eine Fotografie beigelegt, auf der eine Gruppe von Personen abgebildet ist. Mit ihm dürfte Theresia Z. in einem Naheverhältnis gestanden haben, aus der Korrespondenz sind auch drei ihrer Schreiben (Februar bis August 1943) erhalten, worin u.a. die gemeinsame Liebe zum Bergwandern angesprochen wird.

Die Inhalte der Schreiben dokumentieren insgesamt die christlich-religiöse Weltanschauung von Theresia Zielger und ihrem Umfeld, was sich bereits in ihrem Sprachgebrauch etwa in der Bezeichnung „Tag des Herrn“ für den Sonntag manifestiert hat. Joseph Hermannseder begann seine Briefe mit Anreden wie „Ein recht herzlichen Grüß-Gott! Liebe Resi“, er reflektierte die Situation von gläubigen Katholiken als Soldaten und schildert seine Möglichkeiten, Messen besuchen zu können. Damit beschäftigte sich auch der Flieger Oskar S. vor seiner Einberufung „wahrscheinlich nach Polen“ im November 1939: „Es wird mir wahrscheinlich große Schwierigkeiten bereiten, jeden Sonntag, so wie ich es gewohnt bin, in eine katholische Kirche zu kommen. Dürfte ich sie da bitten, dass Sie nur 1 Minuten während der heiligen Kommunion auch für mich beten?“ Wiederkehrende Themen sind des Weiteren das Funktionieren der Postverbindungen, das Hoffen auf Urlaub, Nachfragen nach Verwandten und Bekannten sowie Reflexion des emotionalen Befindens der einzelnen Schreiber.

Neben den umfangreichen Beständen sind auch einige lose Schreiben von einzelnen Absendern erhalten, das früheste davon ist ein Brief, den Franz Schlager im Februar 1916 aus Wien an die „Liebe Base“ Anna R. sandte, um vom Besuch eines Verwandten oder Bekannten in einem Wiener Spital zu berichten.

Die beruflichen Tätigkeiten von Theresia Z. lassen sich aus den Korrespondenzen grob rekonstruieren. Die Anschriften auf Oskar S.s Briefen weisen sie im November 1939 als „Handelsangestellte“ aus, aus ihrem Erholungsurlaub im Juli 1943 im alpin gelegenen Hinterstoder schrieb sie dazu: „An daheim, an die Arbeit darf ich nicht denken, denn die stand ja schon wie ich fortgefahren bin zu Bergen. Die Mädel [vermutlich aus dem Reichsarbeitsdienst] arbeiten wie schon seit ca. 14 Tagen immer bis acht oder neun Uhr abends.“ 1946 und 1947 absolvierte Theresia Z.s den „Lehrgang für Seelsorgshelferinnen“ im Exerzitienhaus „Subiaco“ des Benediktinerinnenordens in Kremsmünster. Als Oblatin (Laienmitglied) der Benediktinerinnen trug sie den Namen „Schwester Daniela“, was auch der Adressierung einiger Briefe aus der Zeit entspricht und wie sie von ihrer Familie angesprochen wurde. Der Briefpartner Joseph H. gibt zu dieser Zeit die Bahnhofsmission der Caritas in Innsbruck als sein Tätigkeitsfeld an. Von 1947 bis 1961 war Theresia Z. Angestellte der Caritas der Diözese Linz im Verwaltungs- und Fürsorgedienst, später als Leiterin der Sekretariatskanzlei. Ab 1961 arbeitete sie in der Buchhaltung und Lohnverrechnung des Linzer Kirchenblattes. In ihrem „Wirkungsfeld“, wie es ein Schreiber im Juni 1948 nannte, hatte sie der Meinung ihres Adoptivvaters Alois Mayr zufolge „soviel Arbeit (…) Immer Stiegen ab und Stiegen auf.“ (13. Jänner 1949). 1970 heiratete sie den verwitweten Familienvater Franz Z..

Der zweite Teil der Hinterlassenschaft ist eine Sammlung von 27 Gebetsbüchern, die im Zeitraum von 1816 bis 1931 gedruckt wurden. Darunter finden sich ein handgeschriebenes, sogenanntes „Stundenbüchlein“ aus dem Jahr 1923 sowie zwei Exemplare, deren Buchdeckel mit bunten Perlen aufwändig bestickt sind. Der Erhaltungszustand ist unterschiedlich, zahlreiche Bücher tragen Widmungen, die den ursprünglichen Zweck eines Buchgeschenks oder die ehemalige Besitzerin oder die Verwendung ausweisen. So ist in einem der mit Perlen aufwändig verzierten Bücher (Lobet Gott alle Völker aus 1859) eingetragen: „Dieses Gebethbuch hab ich mir im Jahre 1862 zum Andenken an meine Arbeit gestigt. Maria R.“. In mehreren der Bücher sind Votivbildchen eingelegte. Neben diesen enthalten zwei Umschläge gesammelt weitere 63 Votivbildchen.</p>
Anmerkung:
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Universitätsring 1
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