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Eine Frauen-Epidemie grassiert : und sie ergreift von Westen her die ganze Welt ; wir müssen alle zusammen sehr schnell handeln

Verfasst von: Orbach, Susie info
in: EMMA
2001 , Heft: 1 , 44-45 S.

Weitere Informationen

Einrichtung: FrauenMediaTurm | Köln
Signatur: Z-Ü107:2001-1-a
Formatangabe: Bericht
Link: Volltext
Verfasst von: Orbach, Susie info
In: EMMA
Jahr: 2001
Heft: 1
Beschreibung: Ill.
ISSN: 0721-9741
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
EINE FRAUEN-EPIDEMIE GRASSIERT

UND SIE ERGREIFT VOM WESTEN HER DIE GANZE WELT WIR MÜSSEN ALLE ZUSAMMEN SEHR SCHNELL HANDELN

Wir haben es mit einer Krise in der westlichen Gesundheit und Gesundheitspolitik zu tun: Es geht um eine Epidemie, die unter Mädchen und Frauen grassiert, die jeden Tag neue Opfer befällt und deren Verbreitungswege weder rätselhaft, noch genetisch bedingt sind. Eine Epidemie, vor der wir die kommende Mädchengeneration bewahren könnten und deren Folgen für die heutigen Mädchen und Frauen wir eindämmen könnten - wenn wir den gesellschaftlichen Willen hätten, diese Aufgabe unverzüglich anzupacken. Wir haben ihn nicht.

Statt dessen tolerieren wir das Unerträgliche: dass unseren Mädchen die Kindheit gestohlen wird. Wir nehmen hin, dass schon Dreijährige so sein wollen wie die Spiee Girls. Dass Sechsjährige - so eine kanadische Studie - sich bereits Sorgen über ihr Aussehen im Badeanzug machen. Dass Zwölfjährige ein schlechtes Gewissen beim Essen haben. Und dass die Hauptsorge der meisten 15-Jährigen lautet: Bin ich dünn genug?

Diese Fakten, der Nährboden, auf dem Essstörungen wachsen, werden nicht etwa als soziale Probleme verstanden, die auch sozial gelöst werden müssen, sondern als medizinisches Phänomen, das ein ganz neues Berufsfeld hervorgebracht hat. Natürlich brauchen wir Ärztinnen und Psychologinnen, die die körperlichen und seelischen Folgen der Epidemie lindern und den Opfern von Hungersucht, Ess-Brechsucht und zwanghaften Fressattacken helfen, ihre Sucht zu bekämpfen. Ich selbst bin eine solche Therapeutin.

Doch wenn wir das kulturelle Umfeld aus den Augen verlieren, dass dieses Suchtverhalten bei Mädchen und Frauen nicht nur fördert, sondern regelrecht zur Norm erklärt; wenn wir die Betroffenen pathologisieren; wenn wir in der Erbmasse nach Proteinmarkern herum stochern, um die "weibliche Disposition zu Essproblemen" nachzuweisen - dann werden wir auf dem falschen Gleis landen und die endlich erwachte Besorgnis und Energie, die diese schlimme Krise bewältigen könnte, würde ins Leere fuhren.

Westliche moderne Frauen und Mädchen sind heute von einer modernen Variante des chinesischen Füsseverbindens betroffen. Doch ist diese Variante heimtückischer. Chinesische Mütter brachen ihren Töchtern einst unter Scham und Schmerzen die Zehen, weil sie keine andere Wahl hatten: die Mädchen wären sonst ausgestoßen worden. Westliche Frauen haben sich heute soziale und ökonomische Positionen erkämpft, die mit der Unterordnung qua Geschlecht nicht vereinbar sind. West- liehe Mädchen werden nicht mehr zu Konkubinen, zu Dienerinnen der Männerwelt oder Gebärmaschinen erzogen. Diese Vorstellung ist unserem modernen Konzept von Weiblichkeit, unseren Erwartungen an Mädchen und Frauen, und auch deren eigenen Wünschen und Bedürfnissen sehr fern.

Und doch sind die Beschränkungen und

Fesseln, mit denen sie unseren Erwartungen nach ihre Körper zähmen und bezwingen sollen, so erniedrigend, behindernd und verdummend wie die "Bräuche" der Frauen anderswo, die unsere westliche Gesellschaft so verabscheut. Wir bringen unseren Mädchen bei, dass der Körper, in dem sie wohnen, ein unsicherer Ort ist. Wir bringen ihnen bei, dass der Appetit, der Geruch, das Begehren, das Fleisch von Frauen ungehörig, unerwünscht und nicht akzeptabel ist. Als besonders abstoßend gilt der Appe- tit von Frauen, er ist einfach zu groß. Er muss in Schach gehalten werden.

Es wird heute nicht mehr bestritten, dass das von den Medien geschaffene und propagierte Frauenbild dabei ein wichtiges Mittel der Kontrolle ist. Wir wissen inzwischen, dass das messbare Selbstwertgefühl einer beliebigen Gruppe lebenslustiger Teenagerinnen bereits nach einstündiger Lektüre von Modezeitschriften drastisch in den Keller sinkt. Diese Zeitschriften sind Teil des Apparates, der (Schein) Lösungen für Probleme anbietet, die er selbst mit geschaffen hat.

Der westliche "Brauch", mit Modezeitschriften das weibliche Selbstbewußtsein zu untergraben, ist so effektiv, dass er längst auf Frauen auf dem ganzen Erdball übergegriffen hat. Junge Araberinnen, die den Schleier ablegen; indische Bergbewohnerinnen, die ihre Menschenrechte entdecken; Fidji-Mädchen, die die "Freundinnen"-Serie gucken; Afrikanerinnen, die endlich eigenes Land bewirtschaften - sie alle werden gleichzeitig von Magazinen wie "Marie Claire" in die Geheimnisse des Abnehmens eingeweiht. Das kommt einer Initiation gleich: Diäten sind das Merkmal für die Zugehörigkeit von Frauen zur westlichen Kultur.

Die erste Welt hat keine Kolonien mehr. Die Globalisierung könnte uns durch die Vielfalt der Kulturen, Kleidung, Essgewohnheiten, Hautfarben und Körperformen eine Bereicherung unserer Erfahrungen und Lebensweisen bescheren. Doch statt diese Vielfalt wirklich aufzunehmen und zu genießen, eignen wir uns lediglich hier und da ein paar multikulturelle Accessoires an - hier einen Armreif, da einen Nasenring, dort ein schönes Stück Stoff -und behängen unsere Models damit. Weil manche von ihnen schwarz sind oder Mandelaugen haben, wirkt das auf den ersten Blick so, als wollten wir die weibliche Vielfalt feiern. Auf den zweiten wird deutlich, dass unsere schwarzen und gelben Schwestern sich alle Mühe geben, sich selbst aufzugeben, um dem gängigen westlichen Frauenideal zu entsprechen: groß und spindeldürr.

Das heißt nicht, dass alle Frauen passive, formbare Dummköpfe sind, die Dinge tun, die sie doch ganz einfach lassen könnten. Die Sache ist subtiler, und es ist wichtig, die sozialen und psychologischen Gründe zu verstehen, warum diese suggestiven Bilder dem Bedürfnis so vieler Frauen entgegenkommen.

Die Vorherrschaft der globalen Marktwirtschaft und des Konsums haben Folgen für unsere Vorstellung von Identität und unserem Platz in der Welt. Statt uns mit der komplizierten und verwirrenden Vielfalt dieses riesigen, fremden Erballs auseinanderzusetzen, versuchen wir, ihn kleiner, handlicher und faßbarer zu machen. Und genau hier greift die geniale Erfindung der Werbeindustrie: das Branding. (Der Begriff stammt aus der Landwirtschaft und bedeutet, das Fell von Schafen oder Kühen mit einem Brandzeichen zu stempeln. Anm. d. Redaktion). In der Werbebranche bedeutet Branding, Marken zum Kult zu erheben, deren Logos und Bilder zu allgemeingültigen Zeichen der Zugehörigkeit werden. Die Marke ist heute eine, ja die Möglichkeit, dazuzugehören, sich akzeptiert zu fühlen, und dies auch anderen zu signalisieren.

Indem wir Nike tragen, Coca-Cola trinken und bei AOL drin sind, identifizieren wir uns mit den behaupteten ideellen Eigenschaften und Zielen dieser Marken und finden so unsere Heimat in der Welt. Wir sind keine verlorenen Individuen, die zwischen Billionen fremder Menschen unsichtbar sind. Wir sind nicht bedeutungslos. Wir gehören dazu. Bei Frauen kommt nun ein ganz besonderer Aspekt des Branding hinzu: Ihr Körper selbst wird zur Ware und zur Marke gemacht: er wird gebrandmarkt. Fatalerweise sind es vor allem die Mütter, die bei den Töchtern den Boden dafür bereiten, indem sie ihnen das Gefühl körperlicher Verunsicherung und Unvollkommenheit vermitteln. Die wenigsten Mütter sind mit dem eigenen Essverhalten zufrieden. Die meisten von ihnen sind selbst Opfer des öffentlichen Hasses auf Frauenkörper. Deshalb sind sie nicht imstande, ihren Töchtern schon beim Stillen zu vermitteln, dass Essen etwas Lustvolles ist. Dieselben Mütter sind stolz auf den Appetit ihrer Söhne. Bei ihren Töchtern fürchten sie, dass großer Appetit zu großen Bedürfnissen, großen Körpern und großen Ambitionen fuhren könnte - Eigenschaften und Bedürfnisse, die unsere Gesellschaft bei Frauen nicht gerne sieht.

Vor sechs Monaten nahm ich an einem Body Image Summit in London teil, einberufen vom englischen Kabinett. Auf diesem Gipfeltreffen wurden einige vielversprechende Initiativen beschlossen. Doch verließ die Regierung leider die Courage, als die Medien - die ja am Branding und an der Hungersucht verdienen! - sie wegen "politischer Korrektheit" (sprich Prüderie) attackierten.

Würde es sich statt um Hungern um eine andere Sucht handeln, beispielsweise Zigaretten oder Drogen, die von den Medien mit Hochglanzpostern von glücklich qualmenden oder fixenden Mädchen propagiert würde, wir wären entsetzt. Wir würden die schädlichen Folgen einer solchen Suggestion bekämpfen, Sonderprogramme für Mädchen einrichten, und die Verantwortlichen für die Folgen dieser Bilder haftbar machen.

SUSIE ORBACH 13 Bücher von Orbach: "Anti-Diät-Buch 1+2" (Frauenoffensive). "Magersucht- Ursachen und neue Wege der Heilung" (Econ). Ihr erster Emma-Text erschien 1984 im Sonderband "Durch Dick und Dünn"

FRAUENKÖRPER WERDEN ZUM LABEL

SIE WERDEN GEBRANDMARKT WIE DAS VIEH AUF DER WEIDE UND SIE SIND EIN MARKENZEICHEN W E NIKE UND COCA-COLA

DER KÖRPER WIRD ZUM SCHLACHTFELD

GIRLPOWER NACH AUSSEN, ENTKRÄFTUNG NACH INNEN SCHÖNHEITSIDEAL ALS WAFFE GEGEN EMANZIPATION

Bei Laura hat es angefangen, als es ihr "supergut" ging. Genau das war nämlich das Problem. "In der Schule, mit meinen Eltern, mit meinen Freunden war echt alles okay. Und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich das nicht verdiente." Also hörte Laura mit 16 auf zu essen, jedenfalls fast. "Ich wollte wirklich, dass es mir schlecht geht. Ich hatte eigentlich einen Wahnsinnshunger, aber ich hab trotzdem immer nur zwei Löffel von allem gegessen. Und dann wurde mir übel." Das fühlte sich dann richtig an, nicht so wie der Höhenflug vorher.

Auch wenn Laura den Mechanismus heute durchschaut - ihre seltener werdenden Hunger-Attacken kriegt sie immer dann, "wenn's mir gut geht". Als das Mädchen im Winter vor zwei Jahren dann von 55 auf 39 Kilo abgemagert war, schlug der Hausarzt Alarm. Und auch Laura selbst wünschte sich, "dass es wieder so wird wie früher". Ihre Mutter, die sich hochalarmiert über die Krankheit ihrer Tochter informierte, erfuhr vom "Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen". Sie schickte ihre Tochter hin. Die ging erst nach anfänglichem Sträuben, denn: "Das Letzte, was ich wollte, war: Drüber reden."

Jetzt sitzt die 18-jährige Laura mit den langen braunen Haa- ren und dem hübschen, klaren Gesicht im Schneidersitz auf dem Boden des hellen Altbau-Zimmers in Frankfurt und redet, redet, redet. "Hier hab ich zum ersten Mal das Gefühl, es versteht mich jemand." Kathrin nickt zustimmend. Sie hat dasselbe Gefühl: "Hier können alle hundertprozentig nachvollziehen, was ich meine." Zum Beispiel, warum Kathrin nichts mehr gegessen hat, wenn es zu Hause mal wieder Arger mit den Eltern gab. Sie hungerte leise, statt laut zu motzen. Bis der Hausarzt sie in die Klinik überwies. Seit sie hier in der Mädchengruppe gelernt hat, mit ihren Eltern zu streiten, geht es schon besser.

Auch Fabienne kennt diesen stillen Protest. Wenn die anderen sie in der Schule als "Dicke" hänseln, macht sie den Mund nicht auf. Das tut sie dann später zu Hause, wenn sie massenhaft Süßigkeiten reinschiebt. Das hat sie schon als kleines Kind so gemacht. Jungs sind da anders, weiß die heute 13-Jährige. Fabienne: "Die ärgern zurück, wenn sie beleidigt werden. Mädchen haben nicht so'n Selbstbe-wusstsein, die sind traurig und ziehen sich zurück. Und wenn einem dann alles über den Kopf wächst, frisst man's in sich rein." Zusammen mit rund zehn anderen Mädchen treffen sich Fabienne, Laura und Kathrin jeden Donnerstagnachmittag in der Hansaallee im Frankfurter Westend und forschen unter Anleitung von Therapeutin Andrea Speckhardt nach den Ursachen ihrer Hunger- bzw. Ess-Sucht. Hier reden sie über Konflikte mit den Eltern, bringen ihre "Tabu-Lebensrnittel" mit, machen Rollenspiele und Fantasiereisen oder malen, was sie "zum Kotzen" finden: Ein Bild aus lauter Augen ist zum Beispiel vor kurzem entstanden und eins mit viel zu engen Kleidungsstücken. Auf einem dritten kann die Betrachterin den tollen Job oder den neuen Freund hinter einer schwarzen Wand nur kriegen, wenn sie durch einen ganz schmalen Schlitz passt.

Seit 1986 ist das "Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen" aktiv an der Hunger-Front - einen entscheidenden Anstoß gab der 1984 erschienene Emma-Sonderband "Durch Dick und Dünn". Alice Schwarzer schrieb damals: "Männer nehmen Raum ein, Frauen machen sich dünne." Inzwischen machen sich Frauen und Mädchen noch dünner - und das jünger als je zuvor.

1984 schlug die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" noch Alarm, weil sie herausgefunden hatte, dass jede zweite 18-Jährige "Diäterfahrung" hat. Heutzutage würde sie bei dieser Zahl erleichtert aufatmen. Denn jetzt ist es schon jede zweite 11- bis 13-Jährige, die winzige Mahlzeiten nur nach Studium von Kalorientabellen zu sich nimmt. Zwei von drei aller 11- bis 19-Jährigen sind heute mit ihrem Aussehen unzufrieden und möchten "dünner" sein.

Frau muss also noch gar nicht Frau sein, um schon zu wissen, dass ihr Bauch keineswegs ihr gehört. Jede vierte Sieben- bis Zehnjährige hat schon Diäten gemacht, jede Zweite unter 15 hält sich für "zu dick" - bei Normal- oder gar Untergewicht! Und ab 16 eskaliert die Zahl der ess- und körpergestörten jungen Frauen ins Epidemische.

Das "Kasseler Beratungszentrum für Ess-Störungen Kabera" erfasste diese alarmierenden Zahlen in der bisher umfassendsten Studie über Ess-Störungen. Befragt wurden 2.000 deutsche und weitere 2.500 Jugendliche aus Österreich, Spanien und England.

"90 Prozent der weiblichen Teenager wollen abnehmen, 73 Prozent der Frauen finden ein Gewicht unterhalb des Normalgewichts am attraktivsten", bestätigt auch das ans Max-Planck-Institut für Psychiatrie angeschlossene Münchner "Therapie-Cen-trum für Ess-Störungen" (TCE). Diese Zahlen entsprechen Untersuchungen aus anderen Wohlstandsländern wie USA und Australien. Mitten im Überfluss verhungern die Mädchen und Frauen.

"Zu uns kommen mittlerweile Neun- und Zehnjährige in die Beratungsstelle, die schon Klinikaufenthalte hinter sich haben", berichtet Kabera-Therapeutin Cornelia Götz-Kühne. Ihre Frankfurter Kolleginnen bestätigen das. Gerade hat das Zentrum mit seinen drei Mitarbeiterinnen und rund 400 Mädchen und Frauen jährlich, die sich beraten oder behandeln lassen, eine Kinder- und Jugendtherapeutin eingestellt. .Aber wir könnten schon eine zweite gebrauchen. Wir kriegen viel mehr Anfragen, als wir beraten können. Lehrerinnen melden uns regelrechte Epidemien in den Klassen", berichtet die Leiterin der Mädchengruppe Andrea Speckhardt.

Ihre Kollegin, die Psychologin Marion Lindlar, spricht gar von einer "Massenpsychose": "Da sitzen zwölfjährige Mädchen bei uns und fragen: 'Was soll ich eigentlich in der Welt?' Und sie kriegen darauf von der Gesellschaft wenig Antworten. Außer der: Sei schlank!"

Die Mädchen hören die Botschaft und machen ihre Körper zum Lebensinhalt -und zum Schlachtfeld. Sie frieren absichtlich, schlafen bewusst zu wenig und spannen ständig ihre Muskeln an - alles nur, um die verhassten Kalorien zu verbrauchen. Sie brechen Freundschaften ab, um nicht essen zu müssen oder den allabendlichen Fressanfall und das anschließende Kotzen zu verbergen; sie verletzen sich im Mund, um sich am Essen zu hindern; sie essen von Puppengeschirr...

Die Symptome und Folgen der Anorexie sind gravierend: extremes Untergewicht, zu wenig Eisen und zu viel Cholesterin im Blut, Ödeme, Herz-Rhythmusstörungen, Veränderungen des Hirnstoffwechsels, gestörte Hormonzyklen und Osteoporose.

Und Magersucht macht nicht nur krank. Sie ist die psychische Störung mit der höchsten Todesrate: Jede sechste bis zehnte Magersüchtige stirbt. Die Krankheit rafft mehr Menschen dahin als Alkoholismus oder Depressionen. Das Herz oder die Niere versagen, weil sie die Mangelernährung nicht mehr verkraften. Manche Patientinnen werden so depressiv, dass sie sich das Leben nehmen.

Bulimikerinnen sind nicht ganz so gefährdet. Sie essen zwar ebenfalls wenig und kontrolliert, hungern aber nicht so exzessiv wie Magersüchtige. Nach den Fressanfällen erbrechen sie auch nicht immer und nicht alles. Einseitig und mangelhaft ernährt sind aber auch sie. Brechanfälle und Abführmittel schwemmen Kalium aus dem Körper, ein Elektrolyt, den das Herz zum Schlagen braucht. Die Magensäure zerstört die Speiseröhre und die Zähne. Und auch Ess-Brechsüchtige sind oft schwer depressiv und selbstmordgefährdet.

Es geht also um viel mehr als ein bisschen diäten - es geht um Leben und Tod. Immer öfter tritt auch das sogenannte "Borderline-Syndrom" auf: "In den Kliniken", so Andrea Speckhardt, "gibt es mittlerweile ganze Abteilungen für Mädchen mit Ess-Störungen, die sich selbst verletzen."

Es sind oft die "hochgradig pflicht-

bewussten, sehr leistungsorientierten Mädchen", weiß Marion Lindlar vom "Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen", die sich in einen dauerhaften Dämmerzustand oder zu Tode hungern. Weil sie, wie Laura, Glück nicht aushallen und Unglück für ihr Schicksal halten. Oder weil sie das Unglück nicht aushaken und wenigstens selbst bestimmen wollen, was mit ihrem Körper geschieht.

Jedes zweite bis dritte Mädchen bei Kabera ist Opfer sexuellen Missbrauchs. Das ist eine überdurchschnittlich hohe Anzahl. Der belgische Ess-Störungs-Experte Vander-eycken geht sogar davon aus, dass quasi jedes - nicht selten auch oral - missbrauchte Mädchen mit Ess-Störungen reagiert.

Das heißt im Klartext: In einer Zeit,

in der Mädchen - Emanzipation sei Dank -öffentlich stark sind und an Gymnasien und Unis Girl-Power demonstrieren, schwächen sich dieselben Mädchen gleichzeitig durch Selbstzerstörung. Wie praktisch.

Wie viele Mädchen und Frauen zur Zeit in Deutschland unter Ess-Störungen leiden, darüber gibt es, trotz des epidemischen Ausmaßes der Krankheit noch keine exakten Zahlen. Die schwerwiegenden Folgen reichten in England (siehe Seite 54) und Spanien jedoch aus, Verantwortliche in Bewegung zu setzen. Die spanische Gesundheitsministerin Celia Villalobos stellte knapp fünf Millionen Mark für eine Kampagne gegen Magersucht und Bulimie bereit. Das ehemals magersüchtige Top-Model Nievez Alvarez berichtete im Parlament über ihre Krankheit. Daraufhin verbot die bevorstehende Barcelonaer Modewoche Models unter Kleidergröße 40.

Den Zusammenhang zwischen den medialen Frauenbildern und dem grassierenden Hungerwahn junger Mädchen wies im Frühjahr auch die British Medical Asso-ciation in einer groß angelegten Untersuchung nach. Die Ärztevereinigung forderte: "Programmmacher und Magazin-Redaktionen sollten verantwortungsvoller mit dem Zeigen extrem dünner Frauen als role models umgehen und eine realistischere Palette an Frauenkörpern zeigen."

Die englische Frauenministerin Tessa Jowell reagierte prompt und rief im Juni erstmalig Modemacherinnen, Chefredakteurinnen und Industrievertreterinnen zum "Body Image Summit" in die Downing Street (siehe Seite 52). "Die jungen Frauen haben keine Lust mehr, sich zweitklassig zu fühlen, weil sie das dünne Frauenideal in den Medien nicht erreichen", erklärte die Ministerin.

Auch die britische Regierung handelte, und das Gesundheitsministerium forderte die Medienkommission auf, darauf zu achten, dass im Fernsehen nicht nur dürre Moderatorinnen oder Schauspielerinnen zu sehen sind. In England und den USA rufen Selbsthilfegruppen und Gesundheitsministerien gemeinsam vom 11. bis 17. Februar 2001 eine "Eating-Disorder Week", eine Woche mit Veranstaltungen gegen Ess-Störungen aus.

Nur bei der deutschen Gesundheitsministerin regt sich bisher kaum etwas, ja herrscht Ratlosigkeit. Journalistinnen, die in Andrea Fischers Ministerium wegen Informationen zur Hungersucht anrufen, werden von der Pressestelle - an die Emma-Redaktion verwiesen.

Die "Deutsche Hauptstelle für die Suchtgefahren" ist beunruhigt darüber, dass es "so wenig Daten" zu der Frauensucht Nr. l gibt. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Prozent, also jede Hundertste der heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen an einer voll ausgeprägten Magersucht leidet. Die Zahl der kotzsüchtigen Bulimikerinnen liegt knapp dreimal so hoch. Auch Männer hungern, aber deutlich weniger als Frauen. Fünf Prozent der Magersüchtigen sind männlich, bei den Ess-Brech-Süchtigen sind es ungefähr zehn Prozent.

Nicht beim (Ver) Hungern, sondern nur

bei der Ess-Sucht, der so genannten Adi-positas, ziehen die Männer nach. Schätzungen gehen davon aus, dass jede vierte Frau sich unkontrolliert mit Essen vollstopft und jeder sechste bis siebte Mann. Doch woran ist eigentlich der Beginn eines krankhaften Essverhaltens zu erkennen? Die medizinischen Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Amerikanischen Psychiatriegesellschaft legen folgende Kriterien zu Grunde: ein ab 15 % zu niedriges Körpergewicht, eine panische Angst vor Gewichtszunahme, Fressanfälle mit anschließenden "kompensatorischen Maß-

WAS SIND DIE GRÜNDE FÜR DIE HUNGERSUCHT?

JEDE 2. BIS 3. IST OPFER SEXUELLEN MISSBRAUCHS

nahmen" (sprich: Auskotzen mindestens zweimal pro Woche bei Bulimikerinnen), eine verzerrte Körperwahrnehmung sowie ein "unangemessener" Einfluss der Figur auf die Selbstbewertung. Und zu guter Letzt: das Ausbleiben der Menstruation (und damit auch der Fruchtbarkeit) bei Magersüchtigen - ganz wie einst bei den Frauen in den Konzentrationslagern.

Die "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung" geht davon aus, dass sich die Zahl der Magersüchtigen in den letzten zehn Jahren verdreifacht hat. Auf fünf Millionen Männer und Frauen schätzt das Frankfurter "Zentrum für Ess-Störungen" die Zahl der krankhaft Mager- und Esssüchtigen in Deutschland. Von Ess-Störungen "im weiteren Sinne betroffen" ist jede vierte Frau.

"Der Druck auf die Mädchen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen", klagt die Mädchengruppen-Leiterin Susanne Speckhardt. "Die müssen mittlerweile wirklich modelmäßig daherkommen, das fordern die Jungen auch ein. Das war früher nicht so krass." Die Vorsitzende des "Bundesfachverbands Ess-Störungen" und Kabera-The-rapeutin Cornelia Götz-Kühne bestätigt: "Die Verknüpfung von Schönheit mit Schlankheit war kulturgeschichtlich noch nie so stark wie heute."

Hinzu kommt: Der Schlankheitswahn

ist ein Riesengeschäft. Die Mode- und Kosmetikbranche, Schönheitschirurgen, die Pharmaindustrie mit ihren Appetitzüglern und die Lebenmittelindustrie mit ihren Lightprodukten - sie alle verdienen Millionen an der Frauensucht "Hungern".

Die Ausmaße des Wahns lassen sich be- legen: Während zum Beispiel amerikanische Schönheitsköniginnen in den Zwanziger Jahren noch den gesunden Body-Maß-Index (BMI: Gewicht in kg durch Körpergröße in Metern zum Quadrat) von 20 bis 25 hatten, liegt der BMI der Neunziger bei 18,5. Nach dieser modischen Norm dürfte zum Beispiel eine 1,80 Meter große Frau nicht über 60 Kilo wiegen - ein Wert, der von der Weltgesundheitsorganisation als Unterernährung eingestuft wird. Der Körperfettanteil der meisten Schauspielerinnen und Models liegt laut British Medical Association heute bei weit unter der Hälfte des gesundheitlich Ratsamen: nämlich bei zehn Prozent (bei einer gesunden Frau sollte er rund 25 Prozent betragen).

Vor 25 Jahren lag das Gewicht von Models um acht Prozent unter dem der Durchschnittsfrau. Heute bringen Naomi, Kate & Co. mehr als 20 Prozent weniger auf die Waage. Sogar die Schaufensterpuppen sind abgemagert. Sie haben heute zehn Zentimeter weniger Hüftumfang und fünf Zentimeter dünnere Oberschenkel als in den 20er Jahren. Im Vergleich mit lebendigen jungen Frauen messen sie sogar 13,5 cm weniger um die Hüften und haben zehn Zentimeter dünnere Oberschenkel. Marilyn Monroe würde heutzutage von jeder Modelagentur gefeuert.

Deutschlands Vorzeige-Model Nr. 1 Claudia Schiffer wurde von Karl Lagerfeld wg. "Pummeligkeit" entlassen. Und über ihre Kolleginnen erzählt man sich neuerdings Witze wie diesen: "Hast du schon gehört? Kate Moss ist gestern aus dem Fenster gesprungen! - Und, ist sie tot? -Das weiß man nicht. Sie ist noch nicht unten angekommen."

Die Sucht hat solche Ausmaße, dass manche Idole selbst Alarm schlagen. So wettert der amerikanische Folkpop-Star Fiona Apple heute über ihr erstes Video "Criminal", in dem sie ihre Magerkeit auch noch in Unterwäsche demonstriert: "Wegen solcher Videos hat die Hälfte aller amerikanischen Mädchen Ess-Störungen, ganz wie ich." Und ihre Schauspiel-Kollegin Kate Winslet ("Titanic") schießt zurück, wenn die Presse wieder einmal über ihr Gewicht lästert: "Ich mag und respektiere mich so, wie ich bin!", sagt sie. Und: "Ich hoffe, ich kann jungen Frauen die Botschaft vermitteln: 'Hey, guckt mich an. Ich habe eine ganz normale Figur, bin sogar wohlgerundet. Und ich bin trotzdem glücklich. Mädels, ihr müsst nicht mager sein, um geliebt zu werden und erfolgreich zu sein!'"

"Morgens, wenn ich aufwache, sehe ich oft besser aus als nach drei Stunden Haar-und Make-up-Styling", spottet Top-Model Kristen McMenamy. "Ich bin nicht glücklich darüber, in diesem kaputten Look fotografiert zu werden, denn die Mode hat einen Rieseneinfluss auf die Gesellschaft. Früher waren es die Rockstars, heute sind es die Models: Teenies wollen so sein wie sie." Und Jodie Kidd, die auf dem Tiefpunkt ihres Gewichts (49 Kilo bei 1,84 Körpergröße) 1995 zum Top-Model erkoren wur Gesa Herbst hat sich nicht unterkriegen lassen und gekämpft. Nach zwei Jahren aß sie ihren ersten Kirschjoghurt. "Er war so verdammt süß und cremig. Ich habe drei Löffel davon essen können, bevor ich in Tränen ausbrach. Denn in diesem Moment wurde mir bewusst, wie ich mich die letzten Jahre selbst gegeißelt hatte." Heute ist Gesa auf dem Weg der Gesundung.

de, schmiss gar ihren Job, weil "ich von tobenden Müttern auf der Straße angebrüllt wurde, ich sei für die Magersucht ihrer Töchter verantwortlich."

Der Einfluss der krankhaft dürren Idole wächst. Eltern und Schule sind laut Kabera-Studie als tonangebend weit abgeschlagen hinter Fernsehen und Zeitschriften. TV-Videoclips und die Amicas und Brigitten prägen die neuen Normen.

Über 20 Jahre hat es gedauert, bis die Ess-Störungen von Frauen öffentlich ernst genommen werden. Schon 1979 veröffentlichte die heute in London lebende amerikanische Therapeutin Susie Orbach ihr erstes "Anti-Diät-Buch". Ihre Analyse: "Das hyperdünne Schönheitsideal fällt so präzise mit dem Erstarken der feministischen Bewegung zusammen, dass Misstrauen geboten ist. Es fällt schwer, in dieser 'Ästhetik der Dürre' nicht einen Versuch zu sehen auf die Forderung von Frauen nach mehr Raum in der Welt zu kontern." Heute sitzt Orbach, die auch Prinzessin Diana therapiert hat, in der Londoner "Body Image Summit"-Kommission.

1980 erschien das ebenfalls bahnbrechende Buch "Der goldene Käfig" der amerikanischen Psychoanalytikerin Hilde Bruch. 1984 folgte der Emma-Sonderband "Durch Dick und Dünn". Wiederum zwei Jahre später, 1986, gründete sich das "Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen" als erste deutsche Einrichtung, die nach dem Orbach'schen Anti-Diät-Ansatz arbeitet. Es folgten Initiativen in Kassel', Bielefeld und Hamburg.

Heute sind 15 solcher Zentren namens "Dick & Dünn" oder "Ess-o-Ess" in Deutschland aktiv und im "Bundesfachver-band Ess-Störungen" (BFE) zusammengeschlossen. Und auch Frauenberatungsstellen und Mädchenzentren reagieren auf den steigenden Bedarf ihrer Besucherinnen mit speziellen Angeboten zu Ess-Störungen. Jedoch: "Unser Ziel, eine flächendeckende Betreuung auch für Mädchen und Frauen außerhalb der Großstädte anzubieten, haben wir leider noch nicht erreicht", bedauert BFE-Vorsitzende Cornelia Götz-Kühne. "Es ist eher so, dass die Zentren immer wieder um ihre Existenz fürchten müssen."

Mitte der Neunziger begriffen endlich auch die Krankenkassen, dass sie etwas tun müssen, denn die Folgeschäden kamen auch sie teuer zu stehen. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) machte die Ess-Störungen 1996 zum Jahresthema und gab unter dem Titel "Verflixte Schönheit" einen Koffer mit Unterrichtsmaterial heraus. Eine Hotline wurde eingerichtet. ,Aber", klagt DAK-Ernährungsreferentin Hella Thomas, "wir hatten da ganz große Schwierigkeiten mit der Berichterstattung in den Frauenzeitschriften. Die hatten Angst, dass ihnen die Werbekunden wegbleiben."

Gesundheitsministerin Andrea Fischer hat

ab dem 1. Januar 2000 immerhin die von Vorgänger Seehofer abgeschaffte "Prävention" wieder auf die Förderliste gesetzt. Vor allem die Schulen begrüßen das. "Denn uns kippen die Mädchen vor Hunger reihenweise aus den Latschen", klagt die Kölner Berufsschullehrerin Lisa Kniesburges aus ihrem Schulalltag mit Friseurinnen. Das Münchner Therapie-Centrum für Ess-Störungen startete 1998 das Programm K.I.C.K. (Kommunikation - Interaktion - Chancen - Kompetenz) und lädt dazu ganze Schulklassen zum Gespräch mit Therapeutinnen und Patientinnen ins TCE ein. Sieben Schulen machten den Anfang, heute sind es 40. Bis Anfang 2001 soll ein Medienpaket für Lehrerinnen erstellt und ein Beratungsangebot an den bayerischen Schulen etabliert werden.

Auch das Frankfurter Zentrum wird von hilflosen Lehrerinnen bestürmt. Die Frankfurterinnen entwickelten Unterrichtsmaterial für die Fächer Deutsch, Biologie, Kunst und Gesellschaftslehre, das seit diesem Schuljahr in vier Klassen des 7. und 8. Schuljahrs getestet wird. Darin geht es um Essgewohnheiten ebenso wie um den Wandel von Schönheitsidealen und di Geschlechterrollen. Bewährt es sich, möchten die Frankfurterinnen das Modellprojekt an alle hessischen Schulen bringen.

"Seit den Regierungskampagnen in England und Spanien kriegt unser Bundesverband Druck und Anrufe von Elterninitiativen, die fragen, warum bei uns in Deutschland nichts passiert", berichtet Cornelia Götz-Kühne, die Vorsitzende des Bundesfachverbands für Ess-Störungen. Der Verband plant eine Kampagne. Gesundheitsministerin Fischer hat daraufhin einen Runden Tisch mit Medien, Modemacherinnen, der Kosmetik- und Spielzeugindustrie sowie eine Aktion mit "nicht so dünnen" Schauspielerinnen immerhin schon "angedacht". Eine, die entschlossen ist, dabei mitzumachen, ist Katharina Wackernagel. Die 21-jährig Hauptdarstellerin der ARD-Vorabendserie "Tanja" weigerte sich jüngst, für eine angebotene Hauptrolle abzunehmen. Katharina: "In der Rolle ging es weder um eine Magersüchtige noch um eine Kranke. Also gab es keinen Grund abzunehmen."

Katharina Wackernagel gehört zu den wenigen Frauen, die sich den Appetit vom mörderischen Schlankheitsideal nicht verderben lassen. Dabei ist sie Europäerin und keinesfalls Angehörige des peruanischen Matsingeta-Stammes. Dem legte man 1999 Fotos westlicher Models vor mit der Frage: Wie finden Sie die Frauen? Kommentar der Peruanerinnen: Die Frauen hätten offenbar "starken Durchfall" oder seien "schwer krank". Etliche hielten die West-Models gar für "fast tot". CHANTAL LOUIS
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