Archivgut Nachlass

Else C. NL 179

1894 bis 2011

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1894 bis 2011
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Mallnitz in Kärnten, Pöchlarn in Niederösterreich, Altenmarkt, Filzmoos, Salzburg-Stadt und Zauchensee in Salzburg, Graz in der Steiermark, Wien; Brügge in Belgien; Axminster in Devon, Lochcannon und London in Großbritannien; Kineret in Israel; Roma (Rom) in Italien u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Aufzeichnungen in Buchform: 3 Theaterbücher (in 2 Kalendern und 1 Notizbuch); Korrespondenz (Freundschaftskorrespondenz, amtliche und geschäftliche Korrespondenz, Korrespondenz aus der Emigration): 41 Schreiben; 2 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: 1 Maturazeugnis, 1 Schulbericht, 1 „Nationale“ und 1 „Meldungsbuch“ der Universität Wien (als Scan), 1 Arbeitszeugnis; autobiografische Aufzeichnungen: Interview auf DVD; 45 Fotografien (teilweise in 1 Fotoalbum); Weiteres: Recherchematerialien aus dem Projekt „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938“, 14 unbeschriebene Ansichtskarten</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Else C. (geb. P., geschiedene S.); geb. 1916 in Wien, gest. 2008 in London in Großbritannien

ÜbergeberInnen: Esme C. (Tochter von Else C.), 2011



Die Dokumente aus dem Nachlass von Else C. (geb. P.) wurden der Sammlung Frauennachlässe im Rahmen des von Dr. Herbert Posch und Mag.a Katharina Kniefacz durchgeführten Projekt „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938“ (http://gedenkbuch.univie.ac.at) übergeben.

Else C. wuchs mit ihren älteren Geschwistern Edith P. (1909-1944) und Ferdinand P. (geb. 1912) in Wien auf. Ihre Eltern Regine P. (geb. K., 1882-1943) und Jakob P. (1881-1943) kamen beide aus der ungarischen Reichshälfte der Donau-Monarchie, die Familie lebte in der Leopoldstadt. Else C.s Vater war „Hausarbeiter“ und (vermutlich) Aufsichtsorgan der Israelitischen Kultusgemeinde.

Nach der Matura 1937 inskribierte Else C. an der Universität Wien u.a. Lehrveranstaltungen in Englischer Philologie und in Psychologie bei Charlotte und Karl B.. Im Herbst 1938 konnte sie nach Großbritannien flüchten, wo sie eine Stelle als Kindermädchen in Devon bekommen hatte. Im September 1942 wurden Else C.s Eltern und ihre Schwester in das KZ Terezín (Theresienstadt) deportiert, wo Regine P. und Jakob P. im April und Juli 1943 im Holocaust ermordet wurden, Edith P. im Oktober 1944 in Oswiecim (Auschwitz). Über die Biografie von Else C.s Bruders Ferdinand P. ab 1938 ist bisher nichts bekannt, möglicherweise gelang ihm die Flucht nach Israel.

Ab März 1944 war Else C. Mitglied bei der Child Care Reserve, später arbeitete sie beim London County Council. Nach der Geburt ihrer Tochter 1955 gab Else C. ihre Berufstätigkeit auf. Sie lebte bis zu ihrem Tod 2008 in der Emigration in London.

Ihr schriftlicher Nachlass umfasst ein Notizbuch, in das Else C. als Schülerin von Jänner 1928 bis Jänner 1934 Theaterbesuche mit Besetzungslisten eingetragen hat. Ein kleinformatiger Kalender von 1935 enthält weitere stichwortartige Aufzeichnungen in Lateinschrift und Stenografie zu Terminen und Theaterbesuchen. Von März 1940 bis April 1943 führte Else C. diese Art von Aufzeichnungen in einem Notizbuch in Großbritannien fort.

Neben zwei amtlichen Dokumenten (Heimatschein aus 1934 und polizeiliches Führungszeugnis von September 1938) sind Else C.s Maturazeugnis (Februar 1937), das „Meldungsbuch“ und die „Nationale“ der Universität Wien (Oktober 1937 in Kopie) vorhanden. Von September 1940 liegt ein Auszug (in Kopie) aus ihrem Arbeitszeugnis als Kindermädchen vor, daneben sind 4 Schreiben aus der Korrespondenz betreffend ihrer Arbeitsstellen von März 1944 bis Dezember 1952 erhalten.

Die privaten Korrespondenzen enthalten 32 Schreiben (April 1933 bis Juli 1952) u.a. von Ernst und Hans H., einem befreundeten Brüderpaar aus Wien: Von Hans H. sind 11 Schreiben von Juli 1934 bis Oktober 1937 erhalten, von Ernst H. 5 von Juli 1934, geschrieben an Urlaubsorten in Österreich. Die späteren Briefe wurden von Freundinnen und österreichischen Emigrantinnen und Emigranten in Großbritannien an Else C. adressiert.

5 Schriftstücke ihrer amtlichen Korrespondenz mit Behörden wie dem Roten Kreuz betreffen die Suche nach den Eltern und Geschwistern: Zwei Formulare enthalten handschriftliche Rückantworten der Eltern von April und September 1941, ein Suchformular ist mit 1946 datiert. Die Informationen über die Ermordung der Eltern mit September 1946 und Jänner 1947.

Das vorliegende, auf der ersten Seite mit Juli 1936 datierte Fotoalbum, enthält 19 Schwarzweiß-Aufnahmen und zahlreiche Leerstellen. Motive sind u.a. Else C. gemeinsam Freundinnen und Freunden bei Ausflügen. Lose vorhandene Fotografien sind (teilweise gerahmte) Porträtaufnahmen von ihr, u.a. als Kindermädchen, mit ihrer Tochter sowie als ältere Frau. Ein Gruppenbild wurde 1930/1931 beim Hebräisch-Kurs bei Rabbiner Benjamin Murmelstein aufgenommen. Dazwischen wurden mehrere unbeschriebene Ansichtskarten, hauptsächlich von der Festung Hohensalzburg, aufbewahrt.

Als Erweiterung von Else C.s schriftlichem Nachlass liegen umfangreiche von Dr. Herbert Posch und Mag.a Katharina Kniefacz erarbeitete Recherchematerialien vor. Die Dokumente aus dem Archiv der Universität Wien, dem Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde, dem Wiener Stadt- und Landesarchiv und dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) enthalten biografische Informationen zu Else C., zu Mitgliedern ihrer Familie, ihrem Onkel Max H. (geb. 1869) sowie Ernst und Hans H.. Ein Interview von über zwei Stunden Länge (in deutscher Sprache), das Herbert Posch mit Esme C. über die Biografie ihrer Mutter geführt hat, ist auf DVD vorhanden.</p>
Anmerkung:
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