Archivgut Nachlass

Mathilde H.-H. NL 1 I

Jänner 1898 bis Oktober 1970

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Jänner 1898 bis Oktober 1970
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Bodensdorf und Millstatt in Kärnten, Drosendorf, Oberhollerbrunn, Obermeisling (Gföhl), Stiefern am Kamp, Straß im Straßertale und andere Orte in Niederösterreich, Bad Hall und Nußdorf am Attersee in Oberösterreich, Saalfelden und Salzburg-Stadt in Salzburg, Graz und Hörgas in der Steiermark, Seefeld in Tirol, Wien; Charlottenlund in Gentofte, Jütland (Jylland), Kopenhagen (København), Söborg (Soborg) und andere Orte in Dänemark; Augsburg, Berlin und andere Orte in Deutschland; Hermannstadt (Sibiu) in Rumänien; Karlsbad (Karlovy Vary) in Tschechien; Buchs in der Schweiz; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 1. Weltkrieg: Sollenau in Niederösterreich, Franzensfeste (Fortezza) und Riva del Garda in Italien u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Jugendtagebücher, Brieftagebuch, Männertagebücher, während dem 1. Weltkrieg geführtes Tagebuch, während dem 2. Weltkrieg geführtes Tagebuch): 9 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 34 Taschenkalender, 1 Poesiealbum, 1 Adressbuch; Korrespondenz (Paarkorrespondenzen, Feldpost aus dem 1. Weltkrieg, Familienkorrespondenzen, Freundinnenkorrespondenzen, Korrespondenzen politischen Inhalts, Korrespondenzen aus der Emigration): ca. 5.250 Schreiben; ca. 80 amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn: 118 (Schul-)Zeugnisse und amtliche Dokumente, 5 Schulhefte, 25 Notizbücher/Arbeitsbücher; Dokumentation von frauenbewegtem bzw. feministischem Engagement: 3 Publikationen, 7 Konzepthefte, mehrere tausend Schriftstücke: Korrespondenzen, Einladungen, Protokolle, Mitschriften, Typoskripte und Veröffentlichungen, Ernennungskurkunde; autobiografische Aufzeichnungen: 1 Band, verschiedene lose Texte und Dokumente (insgesamt ca. 270 Seiten);

ca. 2.870 Fotografien; Weiteres: Schatullen, Brieftasche aus Leder, Rechnungen, Empfangsscheine, Fahrscheine, Lebensmittelkarten, Wiegekarte, Zeichnungen Flugzettel, Broschüren u.a.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Mathilde H.-H. (geb. H.); geb. 1884 in Oberhollabrunn in Niederösterreich, gest. 1970 in Wien

Schreiber/Adressat: Ottokar H.; geb. 1879 in Ebreichsdorf in Niederösterreich, gest. 1959 in Wien

Übergeber:innen: Gunvor S., Friedrich P. und Ewald P. (Enkelin, Schwiegersohn und Enkel von Mathilde H.-H.), 1997-2018



Mathilde (Tilly) H.-H. (geb. H.) ist als mittlere von fünf Schwestern in Oberhollabrunn in Niederösterreich aufgewachsen. Ihre Mutter Agnes H. (geb. von C., 1845-1913) kam aus Bayern. Sie hatte vor ihrer Verheiratung als Gouvernante und Privatlehrerin gearbeitet und unterrichtete die Mädchen im Grundschulalter selbst. Der Vater Gustav H. (1848-1907) war gebürtig aus Brünn (Brno) und arbeitete wochentags als Gymnasiallehrer in Wien. 1895 übersiedelten alle gemeinsam nach Wien. Die Familienwohnung war in der Schönbrunnerstraße im Bezirk Hietzing, unweit des Schlosses Schönbrunn.

Mathilde H.-H. besuchte in Wien die private Bürgerschule von Leopoldine Holl, an der auch ihr Vater nebenberuflich unterrichtete und für ein Jahr die Höheren Töchterschule des Schulvereins für Beamtentöchter. Ab 1899 ging sie in die k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt in der Hegelgasse in der Wiener Innenstadt. Nach dem Abschluss 1903 hatte die jetzt 19-Jährige befristete Anstellungen als Volksschullehrerin an verschiedenen Wiener Schulen.

Neben den Prüfungen für die Lehrbefähigungen für zusätzliche Fächer und für die Bürgerschule legte Mathilde H.-H. 1906 als Externistin die Maturitätsprüfung ab, worauf sie sich im Selbststudium vorbereitet hatte. In den folgenden Jahren bemühte sie sich um Zulassung zum Studium an der Technischen Hochschule in Wien, was ihr 1909 als erster Frau in Österreich auch gelang – „nach Maßgabe des verfügbaren Platzes und der Zustimmung der betreffenden Dozenten“. Im selben Jahr wurde sie als Bürgerschullehrerin fest („definitiv“) angestellt. Ihr erkämpftes Recht zum Universitätsstudium setzte sie jedoch nicht um (was vermutlich durch den Tod des Vaters bedingte finanzielle Gründe hatte).

Zur selben Zeit begann Mathilde H.-H. auch ihr Engagement in der Ersten Bürgerlichen Frauenbewegung. Sie war Mitglied im 1893 gegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV), in deren Zeitschrift "Neues Frauenleben" sie 1909 erstmals als Berichterstatterin publizierte. Sie bekleidete die Funktion der Schriftführerin, nach dem überraschenden Tod der Vereinsgründerin Auguste Fickert (1855-1910) war sie - gemeinsam mit Sophie Regen (gest. 1918) – bis 1914 Vizepräsidentin.

1910 heiratete Mathilde H.-H. den Lehramtskandidaten Ottokar H., der sie bei den Vorbereitungen auf die Maturitätsprüfung in Mathematik unterstützt hatte. In den ersten Monaten ihrer Ehe war sie Alleinverdienerin, bevor Ottokar H. sein Studium abgeschlossen hat und als Gymnasiallehrer angestellt wurde. Ihre Wohnung war in der Ratschkygasse im Bezirk Meidling. 1911 kam ihre Tochter Ruthilt L. (geb. H., 1911-1993) zur Welt. Mathilde H.-H. blieb erwerbstätig, im Haushalt halfen ihr ein Dienstmädchen sowie (vermutlich) ihre Mutter und die Schwestern. Im Frühling 1914 wurde ihre zweite Tochter Dietgart P. (geb. H., 1914-1982) geboren.

Kurz darauf wurde Ottokar H. als Oberleutnant in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Er war als Ausbildner an der Front in Oberitalien eingesetzt, später auch in einem „Rekonvaleszentenheim“ in Sollenau in Niederösterreich. Mathilde H.-H. arbeitete während der Kriegszeit im Vormittags- und Nachmittagsdienst in der Schule, daneben begann sie ihre Aktivitäten für die Friedensbewegung, die sie bis ins hohe Alter verfolgte. In der Nachkriegszeit war sie wegen einer Tuberkuloseerkrankung mehrfach auf Kur, die zwei kleinen Töchter verbrachten im Rahmen von organisierten Hilfsaktionen die Sommermonate wiederholt zur Erholung in Jytland in Dänemark.

1926 wurde Mathilde H.-H. zu Direktorin einer Bürgerschule im Bezirk Hernals ernannt. Die Schule war in der Nähe der neuen Wohnung der Familie in der Liebknechtgasse im neu errichteten Gemeindebau-Komplex "Sandleitenhof" im Bezirk Ottakring, einem Prestigeprojekt der Wohnbaupolitik des "Roten Wiens". 1934 wurde ihr der Titel „Schulrat“ verliehen, im selben Jahr wurde sie im Zuge des so genannten „Doppelverdienergesetzes“ vorzeitig pensioniert. Bis 1938 war Mathilde H.-H. im österreichischen Zweig der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) und im Ersten Österreichischen Lehrerinnenverein bildungspolitisch aktiv. Nach 1945 engagierte sie sich u.a. im Verein Frauenarbeit-Frauenhilfe und im Arbeitskomitee für Friedenserziehung, 1947 publizierte Mathilde H.-H. die Broschüre „Mütter in der UNO“.

Ottokar H. war Gewerkschafter. 1919 war er Mitbegründer des Verbandes der Mittelschullehrer, ab 1945 war er Mitglied der Gewerkschaft der Mittelschullehrer, wo er die Funktion des Pensionsreferenten innehatte.

Ihre ältere Tochter Ruthilt L. studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Wien. 1933 emigrierte sie nach Dänemark, wo 1939, 1942 und 1950 ihre drei Kinder zur Welt kamen. Die jüngere Tochter Dietgart P. lernte den Beruf der Silberschmiedin. Sie lebte in Wien, ihre zwei Kinder wurden 1940 und 1944 geboren. Beide engagierten sich wie ihre Mutter in frauen- und friedensbewegten Zusammenhängen. Ein gemeinsames Tätigkeitsfeld von Mathilde H.-H. und Dietgart P. war der Verein abstinenter Frauen.

Im hohen Alter lebte Mathilde H.-H. im Haushalt ihrer Enkeltochter Gunvor S. (geb. L., geb. 1942).

Ihr schriftlicher Nachlass ist außergewöhnlich umfangreich. Der Bestand enthält eine Fülle ihrer eigenen (persönlichen und politischen) Selbstdokumentationen, daneben ist er eng mit den Nachlässen von ihrem Ehemann, den Töchtern sowie ihren Eltern Agnes und Gustav H. und ihren Schwestern verwoben, mit denen Mathilde H.-H. zeitlebens im engen Kontakt stand:

Berta H. (1880-1946) arbeitete als Postbeamtin, wobei sie die Positionen „Telegraphen Ober Offizialin“ und „Rechnungs-Ober-Revidenten“ erreichte. Olga H. (1882-1967) war Kunstmalerin und arbeitete ebenfalls als Beamtin. Auch Carola (Alla) T. (geb. H., 1885-1976) war „Telegraphen Ober Offizialin“, bevor sie einen Beamten heiratete, der ein gemeinsamer Jugendfreund der H.-Schwestern war. Ihr Zwilling Maria (Mimi) J. (geb. H., 1885-1970) war die einzige der Schwestern, die nicht in Wien geblieben ist. Sie war Sängerin und u.a. am Kurtheater in Bad Ischl in Oberösterreich engagiert, bevor sie 1918 mit ihrem Ehemann nach Hermannstadt (Sibiu) in Rumänien ging, wo seine Familie eine Fabrik besaß.

Die (gemeinsamen) Nachlässe von Mathilde H.-H. und ihren Töchtern Ruthilt L. und Dietgart P. enthalten eine große Sammlung von Fotografien und insbesondere ihre sehr umfangreichen Korrespondenzen. Diese sind dem Nachlass von Ruthild L. (SFN NL 2 I) zugeordnet – so wie alle schriftlichen Selbstzeugnisse, die konkret den Töchtern zuordenbar sind, als eigene Nachlässe verzeichnet sind (SFN NL 2 I und NL 2 II). Die (im Vergleich nur vereinzelt erhaltenen) Dokumentationen der Eltern und Schwestern sind dem Nachlass der Mutter, Agnes H. (SFN NL 1 II) zugeordnet. Einen großen Teil in der Hinterlassenschaft macht mit abertausenden Schriftstücken schließlich die Dokumentationen von Mathilde H.-H.s politischer Arbeit aus, die sich insbesondere aus Vereinsunterlagen und „Grauer Literatur“ zusammensetzen.

Der gesamte Familienbestand wurde seit 1990 durch mehrfache Nachreichungen bis (derzeit zuletzt) 2018 stetig erweitert. Diese laufenden Ergänzungen dokumentieren schließlich insbesondere das biografische Interesse ihrer Nachfahr:innen und deren Arbeit an der Familienerinnerung – sowohl in Österreich als auch in Dänemark und Deutschland.



DER PERSÖNLICHE NACHLASS VON MATHILDE H.-H.

Gut zwei Drittel von Mathilde H.-H.s schriftlicher Hinterlassenschaft sind ihr persönlicher Nachlass. Dieser ist konkret folgendermaßen zusammengesetzt: Aus ihrer Kindheit und Jugend sind 2 Gedenkblätter zur Firmung in der Kirche St. Stephan aus 1898 und eine Sammlung von etwa 80 Erinnerungsbildchen, verzierten Freundschaftskärtchen, einer Tanzkarte u.ä. sowie ein Poesiealbum mit Einträgen von 1899 bis 1903 erhalten.

Ihr Tagebuch umfasst 7 Bände, die sie im langen Zeitraum von Jänner 1899 bis Juni 1954 (nicht durchgehend) geschrieben hat. Die Bände unterscheiden sich sehr in ihren Formaten, ihrem Umfang (38 bis 346 Seiten) und auch ihren inhaltlichen Schwerpunktsetzungen. Der von Jänner 1904 bis April 1905 geführte Band (240 Seiten) trägt den Titel „1904 Mein Leben, Lieben u. Leiden“. Der von Dezember 1905 bis Juli 1908 geführte Band mit dem Titel „Wir-Tagebuch“ (98 Seiten) wurde von Mathilde H.-H. gemeinsam mit ihrem Verlobten Ottokar H. geführt. Der von September 1917 bis März 1921 sporadisch geführten Band „Verschiedene Aufzeichnungen am Beginn des 4. Kriegsjahres 1917. Mathilde H.“ (38 Seiten) enthält neben sporadischen diaristischen Einträgen (ab April 1919) Briefentwürfe, Konzepte und Skizzen.

Von Mathilde H.-H.s Taschenkalender sind 6 lose Bände aus dem Zeitraum von 1918 bis 1964 erhalten. Der früheste Band enthält rückseitig auch verschiedene Einträge zu Preisen, Ausgaben und Einnahmen, Pläne für den Schulunterricht sowie Dienstzeitberechnungen.

Mathilde H.-H.s Schulzeit, Ausbildung und Berufslaufbahn ist anhand von 150 Dokumenten belegt, die den Zeitraum von 1866 bis 1934 abdecken. Neben Schulzeugnissen, Schulheften und Zeichnungen sind das u.a. 14 Dokumente aus der Korrespondenz mit dem k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht (1906 bis 1908), die ihren Kampf um die Zulassung zum Hochschulstudium an der Technischen Universität dokumentieren.

Ihre Tätigkeit als Lehrerin und Direktorin ist anhand von ca. 30 verschiedenen Arbeitsheften belegt, in denen sie in den 1920er-Jahren „Notizen aus den Leitersitzungen“ festgehalten hat. Einlagen sind darin u.a. Konferenzberichte, Stundenpläne, Jahrespläne, (nicht ausgefüllte) Bogen des „Berufsberatungsamtes der NÖ Arbeiterkammer“ (o.D.), teilweise kommentierte Hausübungen und Aufsätze von Schüler:innen sowie Notizzettel.

Der umfangreiche Korrespondenzbestand von Mathilde H.-H. umfasst ca. 5.250 einzelne Schreiben.

Das früheste Konvolut sind Briefe, die verschiedene Schulfreundinnen ab 1900 an sie geschrieben haben. Von der ehemaligen Schulkollegin Mathilde H. (geb. M.) sind 220 Schreiben erhalten, die sie seit dem Schulaustritt 1903 über 9 Jahre lang regelmäßig an Mathilde H.-H. gesendet hat. Ein weiteres Schreiben von ihr wurde 1966 verfasst.

Den größten Teil des Briefbestandes macht mit ca. 2.500 Schreiben die Korrespondenz mit Ottokar H. aus, die beidseitig erhalten ist. Ab 1904 bis 1914 sind das 64 Schreiben (sowie 40 leere Briefkuverts von 1903 bis 1906). Die Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg umfasst mehr als 2.000 Schreiben, die das Ehepaar zwischen August 1914 und Juni 1918 beinahe täglich zwischen Wien und Franzensfeste (Fortezza), Riva del Garda und anderen Orten gewechselt hat. (Ein kleiner Teil dieser Briefe ist in stenographischer Schrift verfasst.)

Die Briefe aus dem Zeitraum von 1922 bis 1957 wurden insbesondere während Kur- oder Urlaubsaufenthalten verfasst. Absendeorte waren u.a. (chronologisch) Hörgas, Millstatt, Hermannstadt (Sibiu), Jütland, Stiefern am Kamp, Karlsbad (Karlovy Vary), Saalfelden, Seefeld, Bodensdorf, Attersee, Straß im Straßertale, Zauchen, Bad Hall, Salzburg und Obermeisling.

An Familienkorrespondenzen liegen 150 Schreiben (1903 bis 1963) von den Geschwistern und Nichten von Mathilde H.-H. und Ottokar H. vor. Darin enthalten sind u.a. 38 Schreiben (1913 bis 1965) von Mimi J. aus Hermannstadt (Sibiu). Diese Korrespondenz hat Mathilde H.-H. teilweise mit ihren in Wien lebenden Schwestern gemeinsam geführt und verwaltet. 53 Schreiben (1923 bis 1957) hat Ottokar H.s Bruder Max H. aus Buchs in der Schweiz gesendet, 25 Schreiben (1936 bis 1955) seine Schwester Olga O. (geb. H.) aus Berlin. Weitere Briefe sind von den Schwestern, Enkelkindern und einer Nichte vorhanden.

Die Korrespondenzen mit verschiedenen Briefpartner:innen (1900 bis 1970) umfassen insgesamt weitere 2.350 Schreiben. Darin enthalten sind etwa 30 Gratulationsschreiben zur Hochzeit von Mathilde H.-H. und Ottokar H. (1910), knapp 200 Kondolenzschreiben zum Tod von Ottokar H. (1959 und 1960) sowie 27 Gratulationsschreiben zum 80. Geburtstag von Mathilde H.-H. (1964). Neben einzelner Feldpost und Partezetteln besteht der größte Teil aber aus Postkarten mit Urlaubs-, Weihnachts- und Ostergrüßen.

Insgesamt sind die Korrespondenzen von Mathilde H.-H. noch bei weitem umfangreicher. Jener Schriftverkehr, den sie mit ihren Töchtern geführt hat, ist zum überwiegenden Teil im Nachlass von Ruthilt L. (SFN NL 2 I) verzeichnet. Hier finden sich ca. 40 Briefe, die die Mädchen zusammen während der Erholungsaufenthalte von 1920 bis 1922 in Dänemark an die Eltern geschrieben haben, sowie 50 Schreiben aus den Ferien von 1927 bis 1929. Besonders umfangreich ist aber jener Schriftverkehr, den Mathilde H.-H. regelmäßig mit Ruthilt L. geführt hat, nachdem sie 1933 nach Dänemark emigriert ist. Im Zeitraum von September 1935 bis April 1976 wurden dabei von ihnen beiden, Dietgart P. und verschiedenen Familienmitgliedern ca. 4.400 Briefe gewechselt.

An autobiografischen Aufzeichnungen liegt von Mathilde H.-H. die maschingeschriebene Zusammenstellung „Vor 50 Jahren war Matura“ (206 Seiten) vor, die sie und ihre Schulfreundinnen aus diesem genannten Anlass 1953 verfasst haben. Von der 1962 erstellten Tonbandaufnahme „Großmutter Mathilde H. erzählt“ ist eine Abschrift (18 Seiten) erhalten. Daneben hat Mathilde H.-H. eine umfangreiche Sammlung von verschiedenen Unterlagen zur Familienforschung angelegt. Die 15 Geburts- und Taufscheine sowie Trauungsscheine sind großteils Doupletten, die 40 Ahn:innentafeln, Familienübersichten u.a. sind großteils in Kopie vorhanden.

Der umfangreiche gemeinsame Bestand an Fotografien von Mathilde H.-H., ihren Schwestern und Töchtern umfasst ca. 2.870 Bilder aus dem Zeitraum von den 1880er- bis in die 1970er-Jahre. Neben Atelieraufnahmen von Vorfahr:innen und Familienmitgliedern der Familien H.-H. und C. sind u.a. Porträt-, Familien- und Paarfotografien von Mathilde H.-H. und Ottokar H. vorhanden. Von ihm liegt außerdem eine Sammlung von ca. 440 Fotografien von seinem Fronteinsatz im 1. Weltkrieg in Südtirol und Italien vor. Ein Großteil der später aufgenommenen Bilder zeigt Freizeitmotive, auf 22 Bildern sind Mathilde H.-H. oder Ottokar H. im Schuldienstkontext abgebildet.

Die insgesamt 30 erhaltenen amtlichen Dokumente von Mathilde H.-H. setzen sich u.a. aus ihrem Heimatschein, Ausweisen, Reisedokumenten, medizinischen Befunden und ihren Visitenkarten zusammen. Die „Zusammenstellung über Aussteuersachen“ enthält ca. 50 Rechnungen und Unterlagen zur Hausstandsgründung (1933-1940) von Ruthilt L.. 5 verschiedene Sparbücher mit Buchungen von 1940 bis 1953 sind auf verschiedene Familienmitglieder ausgestellt. Mathilde H.-H.s handschriftliches Testament ist mit 1964 bzw. 1966 datiert. Zu ihrem Tod 1970 liegen schließlich Krankheitsnotizen, ihr Partezettel und Kondolenzschreiben (22 Dokumente) vor.

Die amtlichen Dokumente sind zum Teil in einer Papiermappe mit der Aufschrift „Tilly“ aufbewahrt worden. Eine gleiche Mappe hatte sie oder er mit dem Titel „Ottokar“ auch für ihren Ehemann angelegt. Diese Sammlung von ca. 50 Schriftstücken enthält Ausweise, Reisedokumente, Abzeichen, Bescheinigungen, Befunde und auch einzelne lose Korrespondenzstücke von Ottokar H..

Von ihm liegen zudem 2 Tagebuchnotizen vor, die er im Zeitraum von Mai 1904 bis Jänner 1906 geführt hat. Diese diaristischen Aufzeichnungen sind jeweils (hauptsächlich) in stenografischer Schrift verfasst, in zwei Schreibhefte eingetragen und umfassen dabei nur 1,5 bzw. 30 beschriebene Seiten nebst Einlagen wie eine „Liste meiner Schüler von 1897-99“ und einzelne Korrespondenzstücke.

Auch die Einträge in den 27 Taschenkalendern aus dem Zeitraum von 1907 bis 1958 sowie in den Notiz- und Arbeitsheften aus dem Zeitraum von 1921 bis 1933 sind teilweise in Kurzschrift verfasst. Hier finden sich Notizen zur Tätigkeit als Lehrer, der Besoldung, zu Sitzungen, Listen von Schüler:innen etc. sowie ebenfalls einzelne Einlagen.

Ottokar H.s Engagement in der Gewerkschaft ist durch eine Urkunde zur Ernennung als Ehrenmitglied der Gewerkschaftskommission der Akademiker (29. Jänner 1935) sowie 1 Band des Jahreskalenders der Gewerkschaft der Gemeindeangestellten (1948) belegt.



DER POLITISCHE NACHLASS VON MATHILDE H.-H.

Die Dokumentation der politischen Arbeit von Mathilde H.-H. macht gut ein Drittel ihres schriftlichen Nachlasses aus. Der Großteil davon liegt nach thematischen Ordnungen sortiert vor. Diese Ordnungen wurden überwiegend von Monika Bernold und Johanna Gehmacher im Rahmen ihres Forschungsprojekts zu dem Nachlass erstellt.

Außerhalb dieser Ordnung befinden sich 3 Texte von Mathilde H.-H., die gleichzeitig auch ein zentraler Teil in ihrem politischen Nachlass sind: Aus den 1910er-Jahren sind die 2 handschriftlich in Schreibheften verfassten Texte „Wie sollen die jungen Mädchen aufgeklärt werden“ (ca. 80 Seiten) und „Von der hohen Schule der Frauen“ (128) erhalten. In beiden hat die junge Frauenrechtsaktivistin Mathilde H.-H. geschlechterspezifische Erziehungs- und Ausbildungskonzepte entworfen.

Von ihren friedenspolitischen Publikationen ist der 1947 als Broschüre erschienene Text „Die Mütter in der Uno“ (5 Seiten) erhalten. Er liegt in 5 deutschen Ausgaben und in 10 Ausgaben der englischen Übersetzung von Lucy Harding vor, die teilweise auch mit persönlichen Widmungen versehen sind.

Von Mathilde H.-H.s politischen Korrespondenzen sind 21 Schriftstücke lose aufbewahrt worden, die Aktivistinnen der Ersten Bürgerlichen Frauenbewegung an sie adressiert haben. Konkret handelt es sich dabei u.a. um je ein handschriftliches Gratulationsschreiben zu ihrer Heirat (1911) von Auguste Fickert, Enna Filek und Marie Goldscheid, je ein Schreiben von Leopoldine Kulka und Stefanie Nauheimer (ebenfalls aus 1911), von Marianne Zycha (1930), Henriette Hainisch (1963) und einem Glückwunschtelegramm vom Verband Österreichischer Staatsbürgerinnen zum 80. Geburtstag von Mathilde H.-H. (1964).

Die praktische Organisation ihrer politischen Tätigkeit in der Form von notierten Terminen, Notizen und Mitschriften sind in zwei Arbeitsheften dokumentiert: Das mit „Friedenserziehung“ übertitelte Heft enthält auf beschriebenen 32 Seiten Einträge von Dezember 1946 bis Sommer 1963. Eine Einlage ist darin u.a. der "Eintrittsschein" für die Veranstaltung „Österreich dankt seinen Freunden in der Welt“ der „Österreichischen Liga der Vereinten Nationen“ im Dezember 1946. Die mit „Arbeitsheft“ betitelten Notizen enthalten auf 72 Seiten Termine, Briefentwürfe, Gesprächsnotizen etc. von Jänner 1949 bis Juni 1954. Eine Einlage ist darin u.a. die Entlehnbestätigung von Tabellen zum Thema „Frauenforderungen für den Mädchenunterricht“ für eine Ausstellung des Vereins "Frauenarbeit - Frauenhilfe" in der Wiener Urania im Juni 1949. Die Autorinnenschaft des hier beigelegten Manuskripts „Die Notwendigkeit höherer Ausbildung für Mädchen“ (hs, 12 Seiten, o.D.) ist unklar.

Die von Monika Bernold und Johanna Gehmacher in thematisch und auch chronologisch geordneten Mappen vorsortierten Materialien enthalten jeweils unterschiedliche Unterlagen wie einzelne Korrespondenzstücke, Einladungen, Vortragsankündigungen, Protokolle, Arbeitspapiere, Mitschriften, Typoskripte, Zeitungsausschnitte, Broschüren oder Druckschriften. Die thematischen Schwerpunkte lassen dabei auch ein Stück weit Mathilde H.-H.s im Laufe der Zeit etwas veränderte Schwerpunkte nachvollziehen. Die inhaltliche Ordnung ist folgende: „Frauenpolitische Themen (1920er Jahre)“, „Wirtschaftspolitische Themen (1930er Jahre)“, „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF, 1930er-Jahre)“, „Bildungspolitische Themen (1930er-Jahre)“, „Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitische Themen (1930er-Jahre)“, „Verschiedene Themen (1930er bis 1950er-Jahre)“ sowie „Friedenspolitische Themen (1940er bis 1960er-Jahre)“.

Von allen hier dokumentierten Korrespondenzpartner:innen sind jeweils nur einzelne Schreiben erhalten. Alphabetisch waren das Emilie B.-S., Hans Eibl, Henriette Hainisch, Irene Harand, Annie Heiermeier, Elisabeth H., Romana H., Harold Macmillan, Rosa Mayreder, Clara R.-N., Elisabeth S., Clara Sperlich-Tlučhoř, Johannes Ude, Wilhelm Viola, Anne Zueblin u.a.

Der politische Nachlass von Mathilde
H.-H. enthält eine Fülle von (teilweise umfangreichen) Sammlungen von Unterlagen von einer Vielzahl an Institutionen, Vereinen und Netzwerken. Dokumentiert sind dabei (alphabetisch) folgende: Arbeitsgemeinschaft der Friedensorganisationen Österreichs, Arbeitsgruppe Existenzfragen des Ersten Vereins Österreichischer Lehrerinnen, Arbeitsgruppe für Fragen der Erziehung, Bund demokratischer Frauen Österreichs, Bund österreichischer Frauenvereine, Ergokratische Partei Österreichs, Esperantisten-Verband, Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit – IFFF, Internationaler Frauennotdienst, Kreis des geistigen Lebens, Österreichische Gesellschaft für Bevölkerungspolitik und Fürsorgewesen, Österreich-Institut, Österreichische Freiwirtschaftliche Union, Österreichische Liga für die Vereinten Nationen, Swedish Mothers‘ Peace League, The World’s Christian Temperance Union, Verband österreichischer Staatsbürgerinnen, Verein abstinenter Frauen, Vereinigung internationaler Zivildienst für den Frieden, Vereinigung österreichischer Frauen, Women’s Organization for World Order – Branch Canada und weitere.

Die erhaltenen politischen Zeitungen oder Zeitschriften liegen teilweise in zusammenhängenden Sammlungen, teilweise als Einzelausgaben vor. Von manchen sind nur Ausschnitte erhalten. Dokumentiert sind dabei (alphabetisch) folgende: Arbeiter-Zeitung, Blätter für internationale Verständigung, Blätter für Lebenswirtschaft und Lebensunterricht, Der Ergokrat, Der Kriegsdienstgegner, Der Liberalsozialist, Der Mittelschullehrer, Die blaue Stunde, Die Kommenden, Die Warte, Frauen-Rundschau, Freie Tat, Freies Volk auf freiem Grund, Freiwirtschaft – Österreichische freiwirtschaftliche Zeitung, Freiwirtschaftlicher Zeitspiegel, Gesellschaft österreichischer Kulturfreunde, Informationen für Kultur, Wirtschaft und Politik, Informationsblatt der Österreichischen Freiwirtschaftlichen Union, La femme polonaise, Leben und Gesundheit, Liga-Korrespondenz, Mensch und Tier, Mitteilungen der Vereinten Nationen, Nachrichten des Internationalen Frauenbundes, Neue Freie Presse, Neue Ordnung, Neues Leben in der Technik, ÖFG Nachrichten, Österreichisches Tagebuch, Pädagogischer Führer, Pax et Libertas, Pax International, Rot-Weiß-Rot (Sender), Rundschreiben für Weltbürger, SOS-Bericht, telos – Die Welt von Morgen, The New Commonwealth, Vaterländische Erziehung, Volkswirtschaftlicher Aufklärungsdienst, White Ribbon Bulletin, Wissen und Gewissen – Taten gesunder Politik und weitere.

An Publikationen erhalten sind (alphabetisch) folgende: A. H. Askanasy: Druckschriften der „Women’s Organization for World Order. Branch Canada“ (1949-1950), Anton Brenner: Ferien-Hotel-Siedlung für Fremdenverkehrs-Förderung in Oesterreich (1946), Hans Eibl: Was ist Friedensgesinnung und wie wirbt man für sie? (gedruckte Rede, 1931), Luise Eisenmenger-Micko: Triumpf der Wahrheit (1953), Freiwirtschaftlicher Zeitspiegel FZ: Jubiläums- und Gedenkausgabe zum 100. Geburtstag von Silvio Gesell (1962) sowie o.N.: Theorie und Wirklichkeit. Zum 100. Geburtstag Silvio Gesells am 17. März 1962 (1962), Bertha Heimberg: Theorie und Praxis des Freigeldes (1961), Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit: How the war caused unemployment (1924), Nadine Paunovic: Die Frau in der Politik (1946), Hans Thirring: Stellungnahme zum Pariser Friedenskongress (1949), Johannes Ude: Wir wissen, um zu wollen (1964), Vereinigung internationaler Zivildienst für den Frieden: Statuten (1949), Ludwig Wyplel: Wirklichkeit und Sprache (1914), Erich Voegelin: Die Politischen Religionen (1938), Bertha von Suttner: Die Waffen nieder (1963), World Competition of The New History Society: Names and Addresses of the Contestants in the Society (1936-1937) und weitere.

In Form von Typoskripten ist schließlich (alphabetisch) folgendes erhalten: Clemens Bootmann: Diktatur und Demokratie (1950), Hans Eibl: Was ist Friedensgesinnung und wie wirbt man für sie? (1931), Eva Firkel: Redeskizze zu „Gesunde Mütter“ (1953), Bertha Heimberg: Zur Theorie und Praxis des Freigeldes (1961), Eva Kessler: Denkmale indischer Architektur und Plastik (o.D.), Franz Sebek: Redeskizze zur „Rechtslage der Mütter“ (1953) sowie Typoskripte über Ricarda Huch, Detlev von Lilliencron u.a. (o.N und o.D.) und weitere.</p>
Anmerkung:
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Standort

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c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Benutzung der Bestände erfolgt nach vorangegangener Terminvereinbarung und Vorlage des Forschungsvorhabens.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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