Buch Monografie

Der Wille meines Vaters geschehe : eine Frau aus Kamerun erzählt ihre Geschichte

Verfasst von: Makampé, Mireille
Hamburg: Hoffmann und Campe , 2001 , 254 S.

Weitere Informationen

Einrichtung: Frauensolidarität | Wien
Verfasst von: Makampé, Mireille
Ausgabe: 1. Aufl.
Jahr: 2001
Maße: 20 cm
ISBN: 3455113451
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
Das Buch ist eine autobiographische Erzählung der 2002 an AIDS verstorbenen Autorin, die zu ihrem Schutz unter einem Pseudonym publizierte. Mireille, Protagonistin und Ich-Erzählerin, aufgewachsen in den 80er Jahren als jüngste Tochter in bescheidenen Verhältnissen in Duala, berichtet vom Kampf um ihre Eigenständigkeit gegen die Autoriät des Vaters, des ungewollten Ehemannes und dessen Familie. Mit 18 Mutter einer Tochter, wird sie gegen ihren Willen vom Kindesvater getrennt und nach einem von ihrem Vater und ihrer zukünftigen Schwägerin vorangetriebenen Familienarrangement zwangsverheiratet. Damit verbunden ist der Umzug in das Dorf des Ehemannes, die Trennung von ihrer Tochter und die Aufgabe ihrer eben begonnenen Berufslaufbahn. Der Ehemann, von dieser Verbindung ebenso wenig erfreut wie sie, verlangt Gehorsam, misshandelt sie und hält sie in demütigender ökonomischen Abhängigkeit. Unter seinem Druck und dem seiner Familie muss sie als gläubige Christin quälende rituelle Behandlungen zum Schutz vor Hexerei über sich ergehen lassen. Ihre wiederholten Ausbruchsversuche werden jeweils von den Familienautoritäten verhindert, bis nach einer neuerlichen Flucht ins Elternhaus ihr Vater schließlich ein Einsehen hat, einer Auflösung der Ehe zustimmt und Mireille fortan bei ihren eigenen Lebensentscheidungen als alleinerziehende Mutter und berufstätige Frau unterstützt. Die eigentliche Erzählung tritt streckenweise hinter der Funktion, aufklärerisch und belehrend zu wirken, zurück. So werden die Dialoge häufig dazu benutzt, Informationen über Brauchtum, Religiosität und die Situation von Frauen in Kamerun an die Leserin/den Leser zu bringen, wodurch sie teilweise hölzern und aufgesetzt wirken. Es liegt zu offensichtlich in der Absicht der Erzählerin, von der Rückständigkeit und Frauenfeindlichkeit afrikanischer Traditionen und vom befreienden Potential einer christlichen Lebensweise zu überzeugen. Spannend dabei sind die Verstrickungen der beiden Systeme und die Widersprüche, die in der Erzählung zutage treten. So hält die Erzählerin dem alles beherrschenden Glauben an Hexerei zwar den emanzipatorischen Charakter eines aufgeklärten Christentums entgegen, ihre Gefühle angesichts der "heidnischen" Rituale, deren Schilderung großen Raum einnimmt, sind aber wesentlich komplexer und ambivalenter. Gleichzeitig weist sie selbst immer wieder darauf hin, wie sich beide Systeme darin einig sind, ihre Unterordnung als Ehefrau und die Vernachlässigung ihres eigenen Willens zu verlangen. Gerade die Widersprüche zwischen vordergründiger Absicht der Erzählung und den erzählten Konflikten geben ihr eine eigene Spannung und etwas von der Lebendigkeit der Kämpfe dieser jungen Frau zurück. Wer Lebensgeschichten mag, wird diese gerne lesen.
Gesamten Bestand von Frauensolidarität anzeigen
Datensatz im Katalog der Einrichtung anzeigen

Standort

Frauen*solidarität feministisch-entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit

Sensengasse 3
A-1090 Wien
Telefon: +43 (1)317 40 20-0
Öffnungszeiten
Mo & Di 09.00 - 17.00 Uhr
Mi & Do 09.00 - 19.00 Uhr
Fr 09.00 - 14.00 Uhr

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.