Archivgut Akte

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Einrichtung: baf e.V. | Tübingen
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Die Bestände "BAF Graue Literatur" (GL) und "BAF Graue Literatur BA-WÜ" (BW) sind Teil der Sammlung des Bildungszentrums und Archiv zur Frauengeschichte BAF e.V. in Tübingen. Die Bestände wuchsen und entwickelten sich kontinuierlich, seitdem die Einrichtung 1987 von Susanne Maurer und Gerrit Kaschuba gegründet wurde.



Das Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte BAF e.V. - im ursprünglichen Namen zunächst noch mit dem Zusatz "Frauen-Arbeit" versehen - versteht sich als autonomes feministisches Projekt in der politischen Tradition der Neuen Frauenbewegung. Der Verein wurde gegründet mit dem Ziel, "Geschichte von Frauen öffentlich zu machen, damit Frauen an Erfahrungen und an das Wissen anderer Frauen anküpfen (...) und ein Selbstbewußtsein als aktiv Handelnde entwickeln können. Dazu gehört auch, uns und unserem heutigen Tun einen Wert beizumessen und das, was morgen Geschichte sein wird, bereits heute anhand zeitgenössischen Materials zu dokumentieren."

Diese Vereinsziele finden sich gespiegelt im nun verzeichneten archivalischen Bestand an Grauer Literatur: Er wurde angelegt und weiterentwickelt mit dem Anspruch, Frauengeschichte und Frauenwissen möglichst breit und möglichst differenziert zu bewahren sowie frauenrelevante Informationen aus allen Bereichen der Gesellschaft bereitzustellen. Einen besonderen Sammlungsschwerpunkt bildet dabei das Land Baden-Württemberg.

So dokumentieren die Bestände GL und BW zum einen Materialien aus feministischen und frauenbezogenen Zusammenhängen. Zum anderen wurden auch Materialien aus nicht frauen-orientierten sowie aus androzentrischen Bereichen der Gesellschaft berücksichtigt, die Frauenleben und Frauenpositionierungen sichtbar machen.



Provenienz

Die Provenienz der Archivmaterialien ist sehr unterschiedlich. Da nicht auf geregelte Abgabepflichten aus Institutionen aufgebaut, sind Einrichtungen wie BAF e.V. auf die kollektive Beteiligung bei Sammlungsstrategien angewiesen. Dokumentationen und Broschüren werden in informellen wie formellen feministischen Netzwerken ausgetauscht und neue Materialien dort zusammengeschlossener Institutionen und Gruppen über Post-Verteiler weitergegeben.

Das Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte BAF e.V. ist in folgende Verteiler und Netzwerke eingebunden:

- Regional und lokal wurde der Verein in verschiedene Postverteiler institutionalisierter Gruppierungen des soziokulturellen Spektrums aufgenommen - so in den Verteiler des Landesfrauenrats Baden-Württemberg, der Landeszentrale für politische Bildung, der Abteilung "Frauen" des Sozialministeriums Baden-Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, der evangelischen Akademie Bad Boll sowie der Frauenbeauftragten der Städte Stuttgart und Tübingen. Darüber hinaus ist der Verein Mitglied in den Netzwerken und Vereinen "Frauen & Geschichte Baden-Württemberg", im "Aktionskreis Frauen bilden" und im Frauenforum Tübingen.

- Initiativ für thematische Schwerpunkte und eine "Fundgrube für wahre Schätze" sind die privaten Sammlungen, die einzelne, dem Verein verbundene Frauen für wissenschaftliche Arbeiten oder als eigene Dokumentationen anlegten. Auch die wechselnden Archivmitarbeiterinnen sorgten mit ihren unterschiedlichen Forschungsgebieten für Sammlungsschwerpunkte. Und nicht zuletzt übergab Ulrike Droll, Herausgeberin und Chefredakteuerin der zwischen 1991 und 1994 publizierten "FrauenZeitung - FrauenInfoSüdwest", dem Archiv ihren großen Fundus an Recherchematerialien zu frauenrelevanten Themen speziell aus dem südwestdeutschen Raum zur weiteren Verwendung. Eine vollständige Liste der in die Archivbestände eingeflossenen Schenkungen ist in der Archiverwaltung einsehbar.

- Strukturell ist BAF e.V. vernetzt mit anderen Frauenarchiven und -bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Über den Dachverband "ida" - informieren, dokumentieren, archivieren - wird der fachliche und persönliche Austausch, die archivische und dokumentarische Weiterbildung und die gemeinsame überregionale Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit vorangetrieben. Verbunden ist BAF e.V. über die AG "Stadtrundgänge" auch mit "Miss Marples Schwestern". Dieses lokalhistorisch orientierte Netzwerk betrachtet "die Erforschung und das Aufspüren von vergessener, verdrängter Geschichte von Frauen an einem Ort" als seine zentrale Aufgabe.



Zeitraum

Das Gros der Sammlung beginnt 1987, mit der Gründung des Archivs. Über private Schenkungen wird der Zeitraum rückwärts erweitert in die 1950er bis 1970er Jahre. Dazu kommen einzelne "Rara" aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Das Ende der verzeichneten Bestände ist mit dem Jahr 1998 erreicht. Die gesammelten Materialien ab 1999 werden in getrennten Registraturen verwahrt, da sie im Arbeitsalltag des Vereins als Bildungszentrum sowie als Anlaufstelle noch gebraucht werden.



Archivalien

Zur Materialart "Graue Literatur" zählen allgemein die "gedruckten Schriften außerhalb des Buchhandels." Sie gehören in Frauenarchiven "zum grundlegenden Bestand und bilden zudem den spezifischen Wert ihrer Sammlungen. Denn viele Schriften (...) werden nicht über den Buchhandel publiziert und finden kaum Eingang in institutionelle Einrichtungen."

Außer diesen gedruckten Schriften in Einzelblatt- oder gebundener Form enthalten die BAF-Bestände darüber hinaus Materialien, die strenggenommen nicht als Graue Literatur einzuordnen sind. Jedoch wurden Briefwechsel und Anschreiben dann in den archivierten Bestand aufgenommen, wenn sie offiziell, d.h. als Verlautbarungen von Fraueninstitutionen oder -projekten Aufschluss über Aktionen oder Positionierungen gaben.

Aufsatz-, Buchkopien und Manuskripte wurden dem Bestand zugeordnet, wenn es sich um relevante und/oder vergriffene Schriften zur Frauenforschung handelt, die sonst nicht (mehr) verfügbar wären.



In die Bestände GL und BW wurden folgende Materialarten aufgenommen:

- Flugblätter, Aufrufe

- gedruckte Anträge, Beschlüsse, Anfragen

- Veranstaltungsankündigungen und -programme

- Selbstdarstellungen, Infoblätter, Satzungen

- Briefwechsel und Anschreiben

- Rundschreiben, Rundbriefe, Protokolle, Tätigkeitsberichte

- Broschüren, Prospekte, Kataloge

- Dokumentationen, Handbücher, Reader

- Denkschriften, Thesenpapiere

- Aufsatz-, Buchkopien und Manuskripte

- Zeitungen, Zeitschrifteneinzelexemplare, Verbandsorgane, Presseartikel.



Zwei Bestände - zwei Systematiken

Die vorhandene Graue Literatur wurde in zwei Bestände aufgeteilt, um dem Anspruch von BAF e.V. gerecht zu werden, sowohl regionales Archiv für Baden-Württemberg als auch allgemeiner Informationsort für Frauenwissen zu sein,

Die Materialien des Bestandes GL wurden in eine thematische Systematik eingearbeitet. Ihre Schlagworte sind an die der archiveigenen Bibliothek sowie des umfangreichen Presseausschnittsarchivs angeglichen und präzisieren diese an manchen Stellen noch. Dadurch konnte der inhaltliche Zusammenhang mit Bibliothek und Pressearchiv unterstützt werden. Die Schlagwortbildung orientiert sich an feministischen Frauenthesauri, wie sie in Österreich, in der Frauenbibliothek Saarbrücken und im FrauenMediaTurm Köln entwickelt wurden.

So entstanden rund 600 Aktentitel auf 9 lfm., die in 66 Themengebiete eingeordnet wurden.



Für die Materialien des Bestandes BW wurde eine Systematik gewählt, die den Schwerpunkt des Archivs als Dokumentationsstelle regionaler Frauenzusammenhänge unterstützt. Von Tübingen als Archivort ausgehend wurden in topographischen Kreisen alle Materialien nach Städten, Landkreisen und dem Bundesland Baden-Württemberg sortiert und Aktentitel aus den jeweiligen Einrichtungen/Akteurinnen gebildet.

Dadurch entstanden rund 500 Aktentitel auf 5 lfm.



Beide Bestände gemeinsam bieten dadurch eine zwar nicht vollständige, aber äußerst breite Sammlung frauenspezifischen Wissens aus allen gesellschaftlichen Bereichen seit den 1970er Jahren. Der Bestand GL ermöglicht eine Übersicht über die frauenbezogenen/feministischen Blickwinkel zu zentralen gesellschaftlichen Themen und gewährt darin an manchen Stellen erstaunlich differenzierten Zugriff auf überraschende Zusammenhänge. In vielen Bereichen erhält die Sammlung dadurch den Charakter einer erweiterten Bibliothek.

Der Bestand BW erlaubt einen differenzierten Einblick in die Vielfalt baden-württembergischer Fraueneinrichtungen, ohne aber bei den Einzeleinrichtungen umfassend zu sein. Häufig wird über ein Einzelblatt lediglich die Existenz eines Projekts oder Vereins in einem Ort oder Kreis nachgewiesen. Die oft nur temporär aktiven Frauenvereinigungen werden so vor der `gesellschaftlichen Amnesie' bewahrt.

Dadurch sind beide Bestände dazu geeignet, die frauenrelevanten Aktionen und Themen der neueren Geschichte in ihrer Vielschichtigkeit zu bewahren und weitere dem Archiv übergebene Einzelbestände aus Vereinen und Institutionen zeitgenössisch zu kontextualisieren.



Tübingen, 2001

Gesa Ingendahl, Bea Dörr



Ergänzung 2022



Im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg von 2020 bis 2022 geförderten Projekts "baf-Bewegungskarte" wurden die im baf-Archiv ab 1999 bis 2020 gesammelte Graue Literatur verzeichnet. Dafür wurde die bereits vorhandene Systematik der Verzeichnungsarbeit aus dem vorherigen Förderprojekt der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg des Jahres 2001 verwendet. Die unter BW - als Abkürzung für Baden-Württemberg - gesammelten Materialien wie Flyer, Prospekte, Selbstdarstellungen, von und über Frauengruppen und -institutionen, bilden den Schwerpunkt des Bestandes A 3, der unter der baf-Bewegungskarte sichtbar gemacht werden sollte. Der Bestand A 3 BW umfasst 389 Verzeichnungseinheiten in 3,5 lfd. m.



Das Sammlungsgut GL - die Abkürzung für Graue Literatur - besteht vorwiegend aus Aufsätzen und Dokumentationen zu frauenpolitischen Themen, die in alphabetischer Reihenfolge von A wie Abtreibung bis W wie Wirtschaft in die schon bestehende Klassifikation eingearbeitet wurden. Dieser Bestand A 4 GL umfasst 268 Verzeichnungseinheiten in 3,5 lfd. m.



Tübingen, Juli 2022

Dorothea Besch
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Standort

baf e.V., Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs

Rümelinstr. 2
72070 Tübingen
Telefon: +49 (0)7071 36 93 49
Öffnungszeiten
Do 16.00 - 19.00 Uhr
und nach Vereinbarung

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